Die Brünner


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1770-1840

Ortsgeschichte

Brünn in der Zeit von 1770 bis 1840

Für die oben genannte Zeit gibt es nur ein paar kleine Gemeinderechnungen als bescheidene Urkunden. Sie sind die Belege für Einnahmen und Ausgaben der "Ehrsamen Gemein Brünn" und wurden jeweils für ein Jahr von Petri zu Petri (22.2.) vom jeweiligen "Dorfmeister" (nicht Schultheiß), der auch nur auf ein Jahr bestellt wurde, aufgestellt und dann vom Schultheiß und von der ehrsamen Gemeinde "gutgesprochen".
Jörg Megel war der erste Schultheiß, der uns bekannt ist. Der Inhalt der Gemeinderechnungen lässt erkennen, dass der Gemeindehaushalt der "guten alten Zeit" recht armselig war. Die ehrenwerten Dorfsmeister schrieben zwar recht schön, jedoch ohne jede Kenntnis des Rechtschreibens. Sie schrieben wie sie sprachen, mit allen mundartlichen Fehlern (die es bis heute noch gibt!) und man findet auf einer Seite oft drei verschiedene Schreibweisen für ein und dasselbe Wort. Sicher sind die begüterten Brünner in Pfarrweisach in die Schule gegangen, wo wir 1609 schon den ersten Schullehrer finden, wo 1772 der erste seminaristisch gebildete Lehrer einzieht, zu dessen Einzug auch die Brünner 3 Gulden bezahlen müssen.
Aus den Gemeinderechnungen konnte ich lesen:
Das Brünner Brauhaus stand 1770 schon mindestens 50 Jahre. Die Einnahmen aus dem "Bräugeld" der Bauern waren die höchsten Einnahmen der Gemeinde. Sie betrugen 3 Gulden und 12 Batzen jährlich. Jährlich gibt es aber für das Brauen auch Ausgaben, so für den Bischwinder Büttner, für Kufen und Reifen und für das Binden.
Die Ausgaben für Baumöl zur Uhr und für den Glockenstrang bestätigen, dass schon vor 2500 Jahren auf dem Brünner Gemeindehaus eine Uhr und ein Glockentürmchen zu sehen waren. Das Gemeindehaus war gleichzeitig ein Torhaus. Es stand nahe dem Dorfbrunnen und wurde um 1850 abgerissen, nachdem das neue Gemeindehaus (das heutige Haus der Bäuerin) gebaut war (1848).
Nachgewiesen ist weiterhin, dass es vor 200 Jahren schon eine Gemeindeschäferei gab. Jährliche Ausgaben für das Trinkgeld für den Schäfer, Auslagen für den Pferg und für die "Hüttn" beweisen es. Das Schäfershaus stand am Ortsausgang nach Neuses und diente dem Schäfer als Wohnung (1963 eingerissen).
Zur Walburgi wurde jährlich von den Bauern zur "Hirtenschütt" zusammengelegt. Der Gemeinde-Gänsehirt wurde auf 4 Jahre von den Bauern, die ein Gemeinderecht hatten, bestimmt. Das gemeindeeigene "Hirtenhaus" stand auf dem Platz des heutigen Gemeindehauses und wurde 1948 abgerissen.
Gleich daneben (im heutigen Garten) stand schon lange vor 1750 die Gemeindeschmiede (bis 1890).
In den Ausgaben der Gemeinde um 1770 sind Dinggeld und Trinkgeld für Schäfer, Hirt und Schmied als große Belastungen für den kleinen Gemeindesäckel immer wieder genannt.
1772 finden wir als Gemeinde-Besitz schon bestätigt: das "Gemeindeholz am Rauenholz", die "Finsterbrünnwiese", den Gemeindeacker im Finsterbrünn, die Ochsenwiese, das Finsterbrünnholz.
1773 musste der Hans Jörg aus Frickendorf an die Gemeinde Strafe bezahlen, weil er am Samstag in die Brünner Flur Düngung fuhr. Es galt also schon damals der heute noch übliche Brauch, am Samstag keinen Mist zu fahren. Dieser etwas seltsame Brauch soll -nach mündlichen Überlieferungen- auf ein "Versprechen" der Brünner gegründet sein, bei Abwendung einer Seuche, welche den Ort bedrohte, den Samstag nicht durch solch niedrige Arbeit zu entwürdigen. Ohne abergläubisch zu sein, halten sich alle Brünner Bauern noch heute an dieses Herkommen als an eine traditionelle Handlung, die keiner missachten will. Der Brauch ist an sich recht selten im fränkischen Land. Er soll im Zusammenhang mit der germanischen Verehrung der Göttin Hulda, der Göttin der Fruchtbarkeit stehen.
Dass die Zeit um 1770 viel Not und Elend kannte, geht aus kleinen Spendenbeträgen hervor, welche alljährlich in den Gemeinderechnungen unter den Ausgaben zu finden sind, mit denen man "einem Armen", einer Kranken, einem "Wassergeschädigten" hilft oder Kollekten für einen Kirchenneubau oder für "ein abgebranntes Dorf" unterstützte. Die Fürsorge der Obrigkeit war damals klein geschrieben und die Brünner bewiesen ihr gutes Herz.
1776 wird beschlossen: "Hiermit hat sich die ehrsame Gemein beschlossen, wann es Gemein geläut wird und sich einer ohne Ursach nicht einfind in einer Viertelstund seine Strafe 2 Batz sei und das Holz ist verboten etwas abzuhauen so muss er einen halben Guld den Straf geben."
1777 ist das Jahr, in dem die Frickendorfer Brücke vollendet ist. In diesem Jahr wird auch die Gemeindeschmiede am gleichen Platz neu errichtet. Die Arbeit bekommt der Bischwinder Zimmermann. Für 8 Gulden liefert der Sandhöfer Ziegler 800 Ziegeln und 24 Walm- und Fierstziegeln. 14 Batzen kostet die Feier "wie die schmidn is aufgricht worden".
1778 muss Brünn einen Betrag von 3 Gulden zur Schule Pfarrweisach für den "Einzug des Herrn Schulmeister in Pfarrweisach" leisten. Hier finden wir die erste Bestätigung, dass die Brünner Kinder damals zur Schule nach Pfarrweisach gingen. Natürlich schickten nur die begüterten Bauern ihre Kinder zur Schule. Sie mussten ja die Auslagen für Schule und Lehrer tragen. Arme Leute konnten sich diesen "Luxus" nicht leisten. Sie machten noch in späteren Jahren als Analphabeten die bekannten drei Kreuze als Unterschriftszeichen. Die Einnahmequellen der Gemeinde flossen spärlich. Kleine Strafen konnten von der Gemeinde verhängt und beigetrieben werden. Für einen "Afterschlag" im Gemeinholz (Holzfrevel), für Nichtbesuch der häufigen Gemeindeversammlungen, für ein "Schendwort" (Schimpfwort), für unberechtigtes Abgrasen der Wegraine gab es Gemeindestrafen bis zu einem Gulden.
War nun gar kein Batzen mehr im Gemeindesäckel, mussten die Besitzer von Gemeinderechten -damals schon 20- pro Recht einen oder mehrere Batzen einzahlen.
Wenn Einheimische das Anwesen übernahmen, mussten sie 1 ½ Gulden für den "Einzug" bezahlen. Zugezogene, die erst nach Genehmigung durch den Armen- und Waisenrat einheiraten durften, mussten drei Gulden an die Gemeindekasse entrichten.
Sogar der "Gemeinmist" brachte eine geringe Einnahme, denn alljährlich wurde der Dung auf der Straße als begehrter Artikel öffentlich verstrichen.
Der Verstrich von Dörnern, Kienstöck oder einigen "Denlich" (Tännlein" aus dem Finsterbrünn und von Reißig aus den "Kellerholz" brachte auch nur geringe Einnahmen.
Recht interessant sind die Eintragungen in die Gemeinderechnungen, weil sie so geschrieben sind, wie man sprach, also in der Mundart. Und da muss nun festgestellt werden, dass unsere Vorfahren von 200 Jahren bereits die gleichen mundartlichen Besonderheiten hatten wie wir heute: Man sagte statt "-lein" als Verkleinerungssilbe "-lich" (Mädlich, Denlich (Tännlein) und "Seidlich" (Seidlein Bier). Man sagte "Ref zu der Kufen" (Reif), Kerba (Kirchweih), auch in der Satzstellung und Wortstellung im Satz finden wir Gleichheit: "er hat nicht recht könn blauter" (er hat nicht recht plaudern können) oder "wie er helf gefegt hat" (wie er fegen half), oder "wie sie gebraucht sent worden" (wie sie gebraucht worden sind), oder "wie das Vieh gefisdiert is worten" (wie das Vieh visitiert wurde), oder "6 batz haben die Büttner vertrunken, das sie weln hab für ihr Mallzeit" (6 Batzen haben die Büttner vertrunken für Bier, das sie für ihre Mahlzeit haben wollten.
1788 bekommen die Häuser in Brünn Hausnummern, die mit wenigen Ausnahmen bis heute (Chronik wurde 1966 verfasst) gültig sind und die Nummern 1 bis 30 schon damals umfassen. (1966 haben wir vier Hausnummern mehr!)
Seit dem Jahre 2000 gibt es diese Hausnummern nicht mehr, da Brünn Straßennamen bekommen hat.
Die Gemeinde Brünn hat zu dieser Zeit noch keine eigenen Märker. Der Kraisdorfer Märker kommt nach Brünn.
Von Ebern kommt zur Ernte alljährlich der "Büttel", der die Zehntgarben auf dem Feld abzählt und die Einlieferung in die Zehntscheunen überwacht. Um 1790 sind in Brünn etwa 10 Anwesen dem Fürstbistum Würzburg und hier im einzelnen dem Pfarrer (der Kirche) und dem Spital zu Ebern, ferner den "Metz'schen Erben" in Ebern, den Nachkommen der um 1720 in Ebern genannten Familie Metz, welche das Amt des bischöflichen "Kellers" - des bischöflichen Besitzverwalters- innehatten.
Die zweite Hälfte der Brünner Bauern war den Adeligen aus den Nachbardörfern, den von Erthal in Leuzendorf, den Stein von Altenstein, den von Lichtenstein, den Schaumberg in Gereuth und Gleusdorf zehntpflichtig.
In zwei Zehntscheunen wurden der große Zehnt (Getreidezehnt) und der kleine Zehnt (Wurzelzehnt) gesammelt. Die eine Zehntscheuer stand auf der "Hofstatt", die zweite hinter der Scheune von Haus-Nr. 20.
1795 wurde das alte Brauhaus eingerissen und ein neues (das heutige) am gleichen Platz errichtet. Dies geschieht in Fronarbeit. Die Gemeinde stellt Brot und Bier. Der Jäger von Vorbach stellt die Steine (wahrscheinlich Abbruchmaterial von der Ruine Raueneck). 30 Gulden erhält der Maurer, 17 Gulden der Leuzendorfer Ziegler. Der "Kalig" (Kalk) wird von Ditterswind geholt.
1799 hat Brünn 17 Familien mit 78 Einwohnern. Peter Pfeufer, Haus-Nr. 13 wird als Nachfolger von Jörg Megel Schultheiß (Bürgermeister) von Brünn. Er legt ein Buch an, in dem die Niederschriften von Viehverkaufsverträgen gesammelt werden, aus dem folgende interessanten Einzelheiten genannt seien:

Vier Brünner Vieh-Kaufverträge mit "Gewährschaft" (um 1810)

"heut dato den 10 sebtember 1799 hat mir der jut mossha von Kreißdorf anterhalbjerige Kalben zuhanteln geben auf eine Ku und gawärt mir bis acht dag nach beterri ein Kalb und gibt mir anternhalben laubdahler zu aber vor der ku gewär ich kein Kalb."

"Es verkauf selichman von bfarweisach Eine gelbe Ku mit aufgeworfene Hörner an den Hans Jörf Kettler von Brünn so und um 21 dhl (Taler). 11 dhl gleich und 10 dhl künftigen bartalome und gewärt was das Kurfürstlich Mantat sbricht.
Geschehen den 18 May 1801"

"Jacob Abraham Lefi von Pfarrweisach Kaufft ein bar ocksen mit aufgeworfene Hörner brauner Farb bey den Hans Hön so und um 13 Karrolin eine halbe Karrolin gleich zu bezallen und 13 in ein Jahr und gewärt was das großherzogliche Mantat sbricht. 2 ten May 1808"

"Brünn den 19 ten May 1823
Moses Herßmann von Burgprepach verkauft einen zwyjärigen Stier braune Farb hoge Hörner an Christoph Lehnert zu Brünn für 10 ½ Laubtaler und eine Klafter Bierenbaumholz diese Klafter Holz muß Lehnert nach Brugprepach liefern. Diese 10 ½ Laubtaler bleiben stehen bis Beteri 1824. Der Stier bleibt den juhten zum unterbfant bis zur gänzlichen bezahlung der Verkäufer gewährt was das Königliche Mantat ausweist. Unterschrift: Herßmann (hebräisch) Christoph Lehnert"

Diese Verträge, rechtschriftlich unter aller Kanone, geben recht interessante Aufschlüsse. Da ist einmal festzustellen, dass der gesamte Viehhandel um 1800 in den Händen der Juden von Kraisdorf, Pfarrweisach und Burgpreppach lag. Pfarrweisach hatte z.B. 1690 drei Judenfamilien, 1748 aber schon zwölf.
Man handelte meist um Zuchtvieh, selten um Schlachtvieh. Bezahlt wurde in verschiedenen Münzwährungen und es war schon ein Kunststück, sich da auszukennen, denn es gab verschiedene Taler und Gulden und eine Menge kleiner Münzwerte, wie die folgende Aufstellung zeigt:

Ein Karolin (süddeutsche Goldmünze) = 3 Goldgulden = 21 Mark
Ein Laubtaler = 3 Silbergulden, 18 Kreuzer
Ein Silbertaler = 1,741 Mark
Ein Gulden = 15 Batzen = 60Kreuzer = 240 Pfennig = 480 Heller
1 Batzen = 4 Kreuze = 16 Pfennig = 32 Heller
1 Kreuzer = 4 Pfennig = 8 Heller
1 Pfennig = 2 Heller

Sogar die politische Geschichte dieser Jahre spiegelt sich in diesen kleinen Verträgen wider, denn es wird gehandelt um 1800 nach dem fürstlichen, um 1805 nach dem kurfürstlichen, 1806 nach dem großherzoglichen und ab 1814 nach dem königlichen "Mandat" (landesherrliche Verordnung). Es ist die Zeit der politischen Veränderungen durch Napoleon. Bis 1803 gehörte unsere Heimat zum Fürstbistum Würzburg. Durch die Säkularisation (Verwandlung des geistlichen Besitzes in weltlichen Besitz) ging der Größte Teil des Hochstifts Würzburg, also auch der Baunachgrund als Fürstentum an Pfalzbayern. Im Pressburger Frieden von 1805 wurde dieses Fürstentum Würzburg auf Befehl Napoleons an den Kurfürsten Ferdinand von Österreich abgetreten, weil dieser sein Fürstentum Salzburg an Österreich abtreten musste. Nun gehörte auch Brünn zum Kurfürstentum Franken. Diese Bezeichnung galt nur 9 Monate. Als Ferdinand im Jahre 1806 den Titel eines Großherzogs annahm, gehörte unsere Heimat somit dem Großherzogtum Franken an. 1814 kam dieses Großherzogtum in einem Vertrag zwischen Kaiser Franz I. von Österreich und dem König Max von Bayern an das im Jahre 1806 gegründete Königreich Bayern. Seit diesem Jahr gehören wir Franken des ehemaligen Fürstbistums Würzburg zu Bayern.

Von den kriegerischen Auseinandersetzungen an der Schwelle des 19. Jahrhunderts wurde Brünn nicht ganz verschont.
1796 zogen die französischen Truppen des Generals Lefevre von Königsberg kommend in das Baunachtal, um bei Heubach und Losbergsgereuth große Lager auf ihrem Kriegszug gegen die Österreicher zu errichten. Die französischen Soldaten glichen mehr einer zusammengelaufenen Horde als einer regulären Truppe.

Übergriffe, Abgaben und Lebensmittellieferungen waren die üblen Begleiterscheinungen ihres gottlob nur kurzen Gastspiels im Baunachgrund und seinen Dörfern.
Die Besitzverhältnisse in Brünn hatten sich um 1800 in Brünn nur wenig verändert. Immer noch hatten das Fürstbistum Würzburg und die Reichsritterschaft den meisten Besitz in Brünn inne.
Nach dem Geogr. Statistischen Lexikon von Bundschuh hatten in Brünn Besitz:
Die Stein von Altenstein (2 Anwesen), die von Lichtenstein (2 Anwesen), die von Rotenhan (3 Anwesen) und das Hochstift Würzburg (10 Anwesen).

In den Napoleonschen Kriegen wurde Brünn dank seiner Lage an schlechten Straßen nur selten von durchziehenden Truppen heimgesucht. Gefechte fanden nirgends im Baunachgrund statt.
Dagegen begannen schon 1805 die Ablieferungen von Lebens- und Futtermitteln an die französischen Magazine in Ebern, Bamberg, Staffelstein u.a. O.
Aus den Gemeindeakten ist zu lesen, dass 1805 verschiedene Fuhren Hafer und Heu nach Bamberg transportiert werden mussten. Ludwig Höhn (7), Jörg Conrad (25), Georg Lehnert (15) und Veit Vollkommer (8) fuhren mit ihren Ochsengespannen zu den Magazinen. Die Ochsen wurden vorher taxiert, falls sie abgeliefert werden mussten. Die Gespanndienste mussten von der Gemeinde entschädigt werden. Weitere "Soldatenfuhren" gingen von Brünn nach Hofheim, Hassfurt und Ebern. Der Gemeindesäckel konnte die Lasten nicht mehr aushalten, deshalb wurden von den "Ortsnachbarn" eine Sonderabgabe in Geld erhoben. Im Dezember 1806 mussten 2 Paar Ochsen und 170 Rationen Haber, Gerste und Stroh ins Magazin Staffelstein geliefert werden.
Nach kurzer Zeit der Ruhe gab es Durchzüge von franz. Soldaten. 1809 mussten die Brünner einen Wagen und ein Paar Ochsen nach Hammelburg abstellen.
Im Frühjahr 1812 zogen wiederum kleinere Truppeneinheiten der Franzosen durch Brünn. "Am 18. März hat die Gemeinde zu Brünn 60 Mann Infanterie als Einquartierung gehabt. Dabei war ein Kapitän und sein da liegen blieben und haben kein Undank kriegt". Am 19. März waren in Brünn 43 Mann Kavallerie, ein Oberleutnant und 44 Pferde für einen Rasttag.
1813 hatten die Rotenhan mit dem damaligen Großherzogtum Würzburg einen großen Gütertausch. Dabei gaben die Rotenhan auch ihre Untertanen in Brünn (3) und in Frickendorf (3) und deren Lehen ab. Sie bekamen für Untertanen und Güter in etwa 30 Orten vom Großherzogtum 48.000 Gulden und einige Hofgüter, u.a. in Pfarrweisach, Vorbach und in Heubach den "Schämerichshof". Bei Brünn bekamen die Rotenhan zwei Wiesen: die Dipfertswiese und die Schämerichswiese, die also ihren Namen von dem Heubacher Rotenhanhof hat und wohl zu ihm gehörte. (Die beiden Wiesen gehörten bis 1966 Finzel und Henig).

1815 gab es für einige Dörfer des Baunachgrundes sogar Russeneinquartierungen.
Erzählt wird, doch es ist nicht nachzuweisen, dass am Russlandfeldzug Napoleons im Jahre 1812 auch ein junger Mann aus Brünn teilgenommen habe, nämlich der Schmied Pankraz Sauer, Haus-Nr. 3. Er kehrte als einer der wenigen Glücklichen wieder aus Russland zurück (war also der "erste Russlandheimkehrer"), ließ sich in Brünn als Gemeindeschmied nieder und starb 1868.

1812 hatte die Gemeinde Brünn den Ludwig Höhn (Haus-Nr. 7) als neuen Schultheiß bekommen. Aus einem Ablieferungsverzeichnis an das Magazin nach Ebern von 1813 ist zu ersehen, dass neben Mehl, 4 Schafen, einigen Maß Butter und10 Hennen auch 38 Maß Branntwein abgegeben wurde. Daraus ist wiederum ersichtlich, dass das Recht des Schnapsbrennens bei den Brünner Bauern schon bestand. Sicher geht dieses Recht aber noch weiter zurück, denn in alten Rechnungen um 1770 wird berichtet, dass in Brünn "brantawein" hergestellt wurde.

Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht gründeten die evangelischen Einwohner von Brünn und Kraisdorf im Jahre 1820 die evangelische Volksschule Kraisdorf/Brünn mit dem Sitz in Kraisdorf. In einem Vertrag, der im Archiv des Landratsamtes Ebern liegt, wurden auch die materiellen Dinge genau geregelt. Zur Beheizung musste die Gemeinde Brünn Holz und Reisig jährlich liefern. Dieser Vertrag gilt heute (1966) noch, was die Brennholzlieferung betrifft! In einem Rechtsstreit im Jahre 1951 verlor Brünn, weil dieser Vertrag als noch gültig bezeichnet wurde.

Im Jahre 1820 gehört Brünn immer noch, obwohl fast rein protestantisch zur katholischen Pfarrei Pfarrweisach. Das Pfarrweisacher Pfarrarchiv nennt für 1820 nicht weniger als 1027 Protestanten, die zum kath. Pfarrsprengel gehören, darunter die vorwiegend evang. Orte Marbach, Römmelsdorf, Junkersdorf, Rabelsdorf, Todtenweisach, Dürrnhof, Herbelsdorf und Fischbach. Während diese Orte bald von der kath. Pfarrei getrennt werden, bleibt Brünn noch bis 1867 bei der kath. Pfarrei Pfarrweisach.

Im topographischen Handbuch für den Untermainkreis v. Rottamier werden im Bereich des Landgerichts Ebern genannt - für 1830 - Brünn mit 110 Einwohnern, davon 39 katholisch und 71 evangelisch. Der ehemals so große Besitz des Hochstifts Würzburg und der Reichsfreiherren in Brünn ist im Jahre 1830 fast restlos in Privathand übergegangen. In Brünn haben nur noch die Stein von Altenstein zwei Anwesen. Es ist auch für unsere Bauern der Beginn der Entwicklung zum freien Mann auf eigener Scholle.

Wie erwähnt, hatten die Gemeinden Brünn und Kraisdorf für sämtliche Schüler die gemeinsame Volksschule Kraisdorf errichtet, also von 150 Jahren schon das in die Praxis umgesetzt, was wir heute im Jahre 1966 noch nicht fertig bringen, nämlich eine echte und vernünftige Gemeinschaftsschule für Kath. und Prot. eingeführt.
1828, also 8 Jahre nach dieser begrüßenswerten Tat und nach der Erbauung der zweiräumigen Kraisdorfer Schule wurde neben der kath. nun auch eine prot. Schulstelle errichtet.
Wie aus der Statistik hervorgeht, hatte die Gemeinde Brünn mit Frickendorf um 1830 eine kath. Bevölkerungsmehrheit von 140:81. Daraus mag auch zu verstehen sein, dass im Jahre 1828 zum ersten und bisher einzigen Mal ein Frickendorfer Bürger Schultheiß, oder wie es jetzt hieß Ortsvorsteher der Gemeinde Brünn wurde. Johann Leidner bekleidete dieses Amt bis 1836. Aus Protokollen seiner Amtszeit ist zu ersehen, dass folgende Grundstücke im Besitz der Gemeinde waren: Finsterbrünnwiese, Wiese am Steinernen Pförtlein, Hirtenbeet am Kraisdorfer Weg, Spitzenäckerlein dort, das Spitzenäckerlein an der Geisleite und der Finsterbrünnacker.
1831 wurde das "Hirtenhaus" (am Bach) vom Schreinermeister Winkelmann aus Kraisdorf repariert. Der gute Meister war anscheinend auch ohne Schule ein guter Handwerker geworden. Jedenfalls unterzeichnete er die Schriftstücke mit den "drei Kreuzen". Diese "eigenhändige Unterschrift" wurde vom Gemeindeschreiber, dem Kraisdorfer Lehrer Weinig "bezeugt". Der Maurermeister Mann aus Kraisdorf bekam für die Arbeiten am Hirtenhaus 45 Gulden.
Interessante gemeindliche Verbote gab es um diese Zeit: strenge Strafe wurde für die Beteiligung am Neujahrsschiessen angedroht. Das Musizieren nach 9 Uhr war verboten, desgleichen das Betteln am Neujahrstag. Das kgl. Landgericht Ebern (zu vergleichen mit dem heutigen Landratsamt) empfahl den Gemeinden, für die zahlreichen Ortsarmen Sammlungen an Geld und Naturalien durchzuführen. Auch der Armenpflegeschaftsrat hatte viel Arbeit mit der Fürsorge für die Armen des Dorfes. Das Bettelunwesen war zur Landplage geworden. Die Not in der "guten alten Zeit" war riesengroß.
Der Pflegschaftsrat musste für die Ortsbürger, welche sich verehelichen und ansässig machen wollten, Leumundzeugnisse ausstellen. Sie fielen recht gut aus. Nur hie und da bemängelte man "ein fleischliches Vergehen" mit der oder dem Verlobten. So streng waren die Bräuche. Man war genau "im Bilde". Mit einem Mann aus Frickendorf hatte man seine liebe Plage, weil man ihm "Trunkenliebe und leidenschaftliche Kart- und Kegelspielsucht" vorwarf.
1835 wurde der Gemeindeverbindungsweg nach Frickendorf ausgebaut. Dabei legte man über den Mühlbach eine steinerne Brücke mit zwei Röhren an. Zu dieser Zeit dürfte der noch heute gebräuchliche Namen "Steinernes Pförtlein" für das umliegende Flurstück entstanden sein. Der Maurermeister Marschalk aus Neuses führte die Arbeiten um 73 Gulden aus. Die erforderlichen Steine wurden an der "Haube" gebrochen.
1835 wollte sich Andreas Fuchs aus Neuses in Brünn ansässig machen. Im Gemeinde- und Pflegschaftsrat wurde der Einkauf nicht gestattet, weil "es für das Gemeindewohl rätlich sei, wann unser Ort nicht durch Fremde und Einwandernde in der Einwohnerzahl vermehrt werde." So war und blieb man eingestellt durch die letzten 150 Jahre. 2 neue Hausnummern wurden in dieser Zeit errichtet (33,34), sechs Anwesen gingen ein (4,9,10,26,31 und 31 ½) !!
Im gleichen Jahr 1835 musste die bisherige Gänsehirtin der Gemeinde Kuni Bähr das Hirtenhaus binnen 24 Stunden räumen weil sie die "Gäns schlecht und nachlässig gehütet hat und weil sie keinen Hauszins gegeben hat." Der neue Anwärter auf diesen verantwortungsvollen Gemeindeposten, Michel Sachs, versprach 3 Gulden Hauszins zu geben.

In der Gemeindekasse war öfters Ebbe. Der Gemeindepfleger Andres (26) hat 1835 die Gemeindeausgaben "aus seiner Privattasche bezahlt", weil die "Einnahmen in der Gemeinde Brünn nichts seien, die Ausgaben aber über 31 Gulden".
Michel Sachs war auch der Tag- und Nachtwächter des Dorfes. Als Entlohnung erhielt er ein Viertel Sümmra Korn von jedem begüterten Ortsnachbar, von den gering Vermögenden (fünf) erhielt er je 48 Kreuzer und von den drei Ortsarmen bekam er zusammen 48 Kreuzer.
Um 1840 baute Pfarrweisach sein Schulhaus. Die Gemeinde Brünn wurde aufgefordert, einen Geldbeitrag zu leisten, obwohl die Brünner doch seit 20 Jahren zur Schule nach Kraisdorf gingen. Da wehren sie sich kräftig und stellen fest, dass die "Unterhaltung der evang. Schule in Kraisdorf nach Verlauf von einigen Jahren den Wohlstand der sämtlichen Gemeindeglieder zu erschöpfen drohe". Lehrergehalt und Unterhaltskosten für die Schule mussten ja damals von den Erziehungsberechtigten getragen werden. In diesem Zusammenhang stellen die Brünner fest, dass sie gesonnen sind, sich endlich aus der kath. Pfarrei Pfarrweisach auspfarren zu lassen. Sie sähen "der Erledigung in kurzer Zeit günstig entgegen". (Die Auspfarrung ließ aber noch 25 Jahre auf sich warten.)
Als neuer "Gemeindebeamter" kommt nun auch der Fleischbeschauer dazu, der wohl nicht allzu viel zu tun hatte und jährlich 1 ½ Gulden bekommt.
Kuni Bähr wird 1840 wieder Gänsehirtin und bekommt für das Hüten einer alten Gans 6 Kreuzer und 2 Pfund Brot, für eine junge Gans 2 Kreuzer und 1 Pfund Brot, ferner den Genuß des Hirtenhauses und an Kirchweih und Neujahr einen "Umgang", d.h. das Recht, an diesen Tagen bei den Gänsebesitzern Geld, Kuchen u.a. zu sammeln.
Ausdrücklich wird bemerkt, dass alle Gänse "zum Hirten gelassen werden müssen und dass Einzelhüten verboten ist!
Der Flur- und Waldhüter Herpich (11) erhält einen Steuernachlass von 7 Gulden und 5 Gulden aus der Gemeindekasse. Außerdem bekommt er die Hälfte der "Flurerrüg" und einen Teil der "Waldrüg",
1843 wird in einem Gemeindebeschluss der 22 Brünner Ortsnachbarn ausdrücklich festgestellt, dass "die Gemeinde Brünn ein Realrecht auf ihrem Gemeindebrauhaus, sowie die Schankgerechtigkeit hat."
Im gleichen Jahr wird beschlossen, die Gemeindeschmiede neu zu bauen.



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