Die Brünner


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1919-1933

Ortsgeschichte

Brünn in der Zeit von 1919 bis 1933

Aufgrund der Inflation wird im Januar 1922 die Frickendorfer Jagd schon um 3.510 Mark an Balthasar Brückner und August Kestler verstrichen. Der Bürgermeister soll im April 1922 Bezüge von 500 Mark jährlich erhalten. Im Mai werden die Bezüge schon auf 1.500 Mark erhöht.
Bürgermeister Elflein starb 1922 mitten in seiner Amtszeit. Sein Nachfolger wurde Adam Koch (Haus Nr. 8).
1921/22 erfolgte die so wichtige Einrichtung des elektrischen Lichtes durch den Anschluss an die Mühle und Sägewerk Dünisch in Frickendorf. Die Kosten für das Ortsnetz Brünn wurden aus der Ortskasse bestritten.
In diesen wirtschaftlich ganz verrückten Jahren wagten sich eine Reihe Brünner Bauern an den Neu- bzw. gründlichen Umbau ihrer Wohnhäuser. Pfeufer baute seine Gastwirtschaft zweistöckig. Kettler (22) errichtete sein neues großes Wohnhaus mit Stall. Häfner (27) baute ein 2. Stockwerk auf und Ebert (29) hatte bereits 1920 das Fachwerk des 2. Stocks aufgebaut. Ihr Mut und ihre Entschlussfreudigkeit wurden belohnt. Die Inflation, die sich bis November 1923 ins Unvorstellbare steigerte, fraß nicht nur den Spargroschen, sondern auch die Schulden. Im März 1923 wurde beschlossen, die Besoldung des Bürgermeisters nicht mehr in Geld auszudrücken. Der Bürgermeister sollte als Besoldung für den Kopf der Bevölkerung den Wert von einem Pfund Roggen erhalten.
Die letzte Sitzung der Schafrechtler findet Mitte Juni 1923 statt. Bald wird die Gemeindeschäferei eingestellt.
Das neue Schulbedarfsgesetz verpflichtet nun allein die Gemeinden, den sächlichen Schulbedarf aufzubringen, in unserem Falle Brünn und Neuses.
Im November 1923, dem Höhepunkt der Inflation, wir die Jagd der drei Jagdbögen auf insgesamt 170 Pfund Hasen festgesetzt, die einen augenblicklichen Wert von über 42 Billionen Mark entsprechen.
Zu Beginn der Inflation im Jahre 1919 wurden sämtliche Keller, die in den gemeindlichen Grundstücken lagen in Brünn und Frickendorf zugunsten der namentlich aufgeführten Bauern in das Grundbuch der Betreffenden eingetragen und zwar für die Haus Nr. 5, 6, 7, 8, 14 in Plan Nr. 251 bzw. 246, für die Haus Nr. 16, 9, 6, 18, 3, 17, 23 und 31 in Plan Nr. 372 in Brünn, für die Haus Nr. 2, 3, 15, 18 und 21 in Plan Nr. 830 in Frickendorf.
Fast alle Kriegsteilnehmer des 1. Weltkrieges waren 1919 in die Heimat zurückgekehrt. Bald hatte sich das dörfliche Leben wieder eingespielt. Eine ganze Reihe junger Menschen heiratete und man ging daran, neue Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu bauen. Manchen spielte dabei die beginnende Inflation beim Bauen einen bösen Streich, anderen half sie, dass Hypotheken und andere Schulden mit Leichtigkeit abgetragen werden konnten. Ein Brünner Bauer z.B. verkaufte einen großen Posten Holz aus seinem Privatwald. Als er mit dem Bauen begann, war der erzielte Erlös nur noch so viel wie eine Maß Bier wert. Für den Erlös von 2 Fuhren Zwetschgen, die er am Pfarrweisacher Bahnhof einlud, konnte sich ein anderer Brünner gerade noch die Haare schneiden lassen. Es waren tolle Zeiten. Doch hatten die Brünner Bauern den Vorteil, mit wertbeständigen Waren handeln und tauschen zu können, zumal immer noch die Lebensmittelbewirtschaftung galt. Für ein paar Pfund Butter, für Eier oder Speck konnte man notwendige Dinge für den Haushalt oder für den Betrieb sehr günstig eintauschen.
An anderer Stelle ist berichtet, dass Brünn 1921/22 das elektrische Licht bekam.
Weil nun Brünn die Nachkriegsnot kaum zu spüren bekam, waren seine Bürger auch politisch nicht radikalisiert. Man kümmerte sich wenig um Politik, las seinen "Baunach- und Itzboten" meist nur im Winter, hatte genug zu denken und zu tun mit dem Aufbau des eigenen Betriebes, wählte ohne Leidenschaft eine gemäßigte Bauernpartei oder die konservative Bayerische Volkpartei, hielt die Sozialdemokraten immer noch für die bösen Roten und Feinde des Bauern und hatte erst recht nichts übrig für die radikalen Parteien von links oder rechts.
Aufgeschlossener zeigt man sich nationalen Bestrebungen, die sich gegen die Folgen des Versailler Vertrages wendeten. Der "Jungdeutsche Orden", eine dieser nationalen Verbände hatte in Brünn ein einziges Mitglied. Der Frontkämpferbund "Stahlhelm" fand einige begeisterte Anhänger in Brünn. Diese deutschnationale Organisation hatte ihre Führung in Kreis Ebern beim Adel (Rotenhan, Guttenberg). Wilhelm Pfeufer bekam als "Stahlhelmler" seinen Spitznamen "Düsterberg" (ein Führer des "Stahlhelms").
Die Novembertrage des Jahres 1923 gingen nicht ganz spurlos an unserer Heimat vorüber, warteten doch Mitglieder der nationalen Organisationen auf den Befehl "Marsch auf Berlin", der zum Glück durch die Niederschlagung des Hitlerputsches in München auf den Nimmerleinstag verschoben wurde.
Auch 1925, als bereits in einigen Orten des Landkreises Ebern (Maroldsweisach, Heilgersdorf, Voccawind und Burgpreppach, Lkr. Hofheim) Ortsgruppen der NSDAP gegründet wurden, waren die Brünner keineswegs mit vorne dran. Von den scheußlichen Rede- und Saalschlachten der "Kampfzeit" wurde Brünn vollständig verschont. Weder SA noch Reichsbanner, erst recht nicht "Rotfront" konnten in Brünn Fuß fassen.
Als 1929 die NSDAP-Ortsgruppe Eyrichshof gegründet wurde, war in Brünn kein Parteigenosse zu gewinnen, trotz eifriger Werbung durch Kantor Schmidt, Eyrichshof.


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