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Ortsgeschichte
Brünn während des 2. Weltkrieges 1939 bis 1945
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde von den Brünner Einwohnern wie allerorts in unserer Heimat mit Sorge und Ernst beurteilt. Man fügte sich in das Unvermeidliche. Begeisterung war nirgends festzustellen. Es begann das Hoffen und Bangen um das Leben der an der Front stehenden Soldaten. Doch wurden die Familien während des Polen- und des Frankreichfeldzuges von Todesnachrichten verschont.
Für die "Daheimgebliebenen" gab es nun sehr viel Arbeit, denn es fehlten vor allem die jungen männlichen Arbeitskräfte. Einige Bauern waren "uk-gestellt", d.h. sie wurden auf Ansuchen vom Wehrdienst freigestellt, um zu helfen, die Ernährung des Volkes sicher zu stellen. Da gab es auch schon den ersten Neid und Missgunst, denn nicht allen gelang die UK-Stellung mit Hilfe der NSDAP-Ortsgruppenleitung in Eyrichshof (Kantor Schmidt).
Gott sei Dank wurde Brünn durch den langen und grausamen Krieg all die Jahre hindurch von Zerstörungen verschont. Es gab aber doch allerlei Veränderungen und Unruhe durch ortsfremde Menschen, die für kürzere oder längere Zeit im Ort wohnten, die als Ausländer hier arbeiten mussten oder die aus anderen deutschen Gauen zu uns kamen.
Sofort nach Kriegsbeginn wurden die Dörfer und Städte im Bereich des "Westwalls" von den Einwohnern evakuiert. Diese "Evakuierten" bezogen eine Notheimat bei uns im Landesinneren. Nach Brünn kamen im September 1939 acht Familien aus Pirmasens. Sie kehrten nach dem siegreichen Frankreichfeldzug im Juni 1940 wieder in ihre Stadt zurück.
Als Ende 1942 die Städte des Ruhrgebiets unter den immer stärker werdenden Bombenangriffen zu leiden hatten, wurden alle dort entbehrlichen Menschen - Kinder, Frauen, alte Leute - evakuiert. Nach Brünn kamen Familien aus Düsseldorf. Sie mussten hier bis zum Kriegsende ausharren. Diese auch in der Not noch lebenslustigen Rheinländer verstanden sich mit ihren Brünner "Hausleuten" recht gut. Es handelte sich um 10 Familien, welche zum Teil noch lange nach dem Krieg Verbindung mit Brünn hielten.
1944 kamen nach der Invasion in Frankreich und nach dem Rückzug der deutschen Truppen deutsche Menschen aus den Grenzgebieten ins Reich. In Brünn wurden sechs Familien aus dem Saarland untergebracht. Sie kehrten nach Kriegsende 1945 wieder heim.
Das waren alles deutsche Menschen, welche in unserem Brünn Zuflucht fanden.
Nach Brünn kamen aber auch Menschen aus fremden Ländern. Sie mussten unseren Bauern bei der Arbeit helfen:
Unmittelbar nach Beendigung des Polenfeldzuges im Herbst 1939 kamen 20 polnische Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz nach Brünn. Sie waren allerdings nur bis Sommer 1940 hier. Während der Nacht waren sie im alten Häuschen Nr. 31 ½ untergebracht und wurden von einem älteren deutschen Wachmann betreut.
Als guten Ersatz für sie bekamen die Brünner Bauern 1940 wertvolle Arbeitshilfe durch zwangsverpflichtete Zivilarbeiter aus Polen, Sowjetrußland und Jugoslavien. Es waren meist landwirtschaftliche Arbeiter, noch verhältnismäßig jung, Burschen und Mädchen zwischen 20 und 30 Jahren. Sie galten als geschickt in der Bauernarbeit, willig und anständig. Jeder Bauer hatte mindestens einen ausländischen Arbeiter. (Haus Nr. 30, 29, 28, 27 (2), 25 (2), 24, 23 (3), 18, 17, 16 (2), 14, 13 (2), 8 (2), 7 (2), 6, 4 hatten polnische Arbeiter, Haus Nr. 29, 6, 14 Jugoslaven und Haus Nr. 22 einen russischen Arbeiter.
Diese ausländischen Arbeiter wurden von unseren Bauern fast durchweg gelobt und gut behandelt, obwohl die NS-Partei scharf darüber wachte, dass keine menschliche Annäherung oder gar Freundschaft zu ihnen entstand. Die meisten der polnischen Arbeiter blieben nach dem Einrücken der Amerikaner im April 1945 noch wochenlang in Brünn, lebten friedlich und "rächten" sich nicht durch Ausschreitungen oder gar Plünderungen, wie es vielerorts geschah. Viele von ihnen hatten sich während ihres Aufenthalts in Brünn bei zwar verbotenen, von unseren Bauern aber geduldeten Zusammenkünften so gut kennen gelernt, dass sie in den Maitagen des Jahres 1945 einander heirateten. Das Standesamt Brünn verzeichnet im Frühjahr 1945 allein acht Heiraten polnischer Landarbeiter. Die jungen und nunmehr freien Paare führten zwar ein recht ausgelassenes Leben, brannten Schnaps ohne staatliche Konzession, feierten wochenlang den Sieg und das Ende ihrer Zwangsarbeit im fremden Land und kehrten ohne Hassgefühle heim.
Die Bauern unseres Dorfes durften während des ganzen Krieges ein ruhiges Leben führen. Trauer und Mitgefühl erfüllte alle, wenn immer wieder einmal die Nachricht durchs Dorf eilte, dass ein lieber, junger Mensch, ein Schulkamerad, ein hoffnungsvoller Sohn gefallen war. Aus den Erzählungen der Urlauber, die entweder direkt von der Front in Russland , in Nordafrika, am Atlantikwall oder sonst wo im weiten Europa kamen oder die nach einer Verwundung ihren Genesungsurlaub im Dorf verbrachten, klang von Jahr zu Jahr mehr Hoffnungslosigkeit und geheim auch die Unzufriedenheit, die Angst und auch der Hass gegen die NS-Machthaber.
Man wagt nicht, an das furchtbare Ende des Reiches zu denken, obwohl es unvermeidlich immer näher rückte.
Unsere Brünner hatten glücklicherweise nicht die persönlichen Sorgen um ihr tägliches Brot, um Haus und Hof. Die seit Kriegsbeginn eingeführte Rationierung der Lebensmittel überbrückten sie durch "Schwarzschlachtungen", bei denen sie allerdings einige Stunden lang etwas Angst vor dem Erwischt werden ausstehen mussten. Es gab da allerlei Mittel und Wege dem Gesetz ein Schnippchen zu schlagen. Angst vor dem lieben Nachbar brauchte man nicht zu haben, denn jeder war ein Schwarzschlächter. Zudem konnte man die äußerst raren Stoffe, Schuhe und landwirtschaftlichen Geräte viel leichter erwerben, wenn man Fett, Eier oder Fleisch zum "Schmieren" hatte.
Als im Januar 1945 der Russe mit dem Großangriff auf das Reich begann, als im März dann die Amerikaner und Engländer den Rhein überschritten, war es auch dem größten Optimisten klar, dass nur noch wenige Wochen bis zur Kapitulation vergehen würden.
Von den Brünner Soldaten, die an den verschiedensten Fronten standen, kamen immer seltener Nachrichten, denn sie waren zum Teil schon irgendwo in Kriegsgefangenschaft geraten oder verschollen. Es waren noch einmal schlimme Wochen der Ungewissheit und des Bangens um das Leben der Väter und Söhne in Erwartung des Endes mit Schrecken.
Die Stoßrichtung einer amerikanischen Armee ging von Oppenheim im Rhein am Main entlang. Bei Würzburg wurde das Vordringen der Amerikaner zum letzten Mal in Bayern für ein paar Tage gestoppt. Doch dann ging ihr Siegeszug mit einem Keil in Richtung Bamberg, mit dem anderen in Richtung Königshofen. Das Geschah in den ersten Apriltagen und dann wurde auch unsere Heimat besetzt. Einzelne kleinere deutsche Truppen des Heeres und der Waffen-SS zogen auf ihrem Rückzug auch durch Brünn, doch ließen sie sich überreden, so bald wie möglich wieder aus dem Dorf zu verschwinden, weil bekannt geworden war, dass die Amerikaner rücksichtslos Bomber und schwere Waffen einsetzten, wenn sie nur die Vermutung haben, dass Widerstand geleistet wird. In den letzten Kriegstagen wollte aber niemand die Zerstörung des Dorfes riskieren.
In den ersten Tagen des April 1945 war der Amerikaner im zügigen Vormarsch längs des Mains und in Richtung Thüringen bis Königshofen vorgestoßen und kam mit motorisierten Einheiten über Maroldsweisach am 8.April 1945 in den Weisach- und Baunachgrund.
In Brünn nahmen meist versprengte kleinere deutsche Truppen nur für Stunden Aufenthalt und wurden -mit Lebensmitteln und guten Worten veranlasst, sich nicht im Ort zu verteidigen.
Die Brünner hatten schon vorher die auf Befehl errichtete Straßensperre am Ortsausgang nach Kraisdorf entfernt und erwarteten den Sieger mit weißen Fahnen.
Die ersten Amis, welche die Brünner zu sehen bekamen, rollten am 8.April von Frickendorf her an. Bürgermeister Kettler und einige Männer gingen ihnen mit einer weißen Fahne entgegen, wurden aber gar nicht sehr beachtet. Man gab auch dem Dorf die Ehre des ersten Besuches nicht, sondern fuhr in Richtung Neuses weiter und damit war Brünn "erobert".
Einen kleinen Geschmack von der Härte des Krieges mussten die Brünner, allerdings aus der Entfernung, doch noch Erleben. Durch eine falsche Meldung war der Amerikaner der Meinung das Dorf Bramberg werde von deutschen Soldaten verteidigt. Ohne zu zögern setzte der Feind Bomber ein, welche den Ort angriffen, wobei zwar kein deutscher Soldat getroffen, jedoch 8-10 Anwesen eingeäschert oder beschädigt wurden.
Als am 7.Mai die deutsche Kapitulation erfolgt war, setzte nun überall in Deutschland, und deshalb auch in Brünn, die "Entnazifizierung" ein. Das war nicht nur ein übles Wort, sondern auch eine üble Sache, bei der sich viele Deutsche durch Hass und Missgunst hervortaten.
In Brünn gab es bei Kriegsende etwa 10 Parteigenossen der NSDAP. Sie kamen im Laufe der Jahre 1945/46 vor die "Spruchkammer" in Ebern, deren Vorsitzender Autsch und Öffentlicher Kläger (Kleinhenz) die harmlosen Brünner Parteigenossen zu mehr oder minder hohen Geldstrafen verurteilten. Verhaftet und für längere Zeit in Internierungslager gesteckt wurde aus Brünn keiner.
Mit der provisorischen Verwaltung der Gemeinde wurde Michael Hild, der der NSDAP nicht angehört hatte, von der Militärregierung betraut.
Von der Not, die allenthalben in Deutschland in diesen Jahren herrschte, bekamen die Brünner recht wenig zu spüren, denn sie hatten ihr selbstgebackenes Brot und wurden jedoch mit der Not bekannt, als die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen ankamen und man ihnen eine Notunterkunft bereiten musste. An anderer Stelle ist bereits berichtet, dass rund 130 Flüchtlinge in Brünn aufgenommen wurden. Das war möglich, weil die meisten zweistöckige Häuser genügend Platz boten. Es darf rühmend hervorgehoben werden, dass zwischen den "Einheimischen" und den Flüchtlingen im Laufe der nächsten Jahre gutes Einvernehmen bestand.
Nachdem keine Kriegsschäden zu beseitigen waren, normalisierte sich in Brünn das Leben recht bald. Die Flüchtlinge beteiligten sich am Gemeindeleben und brachten bei der ersten Wahl im Jahre 1948 zwei Vertreter in den Gemeinderat (Keicher und Brat).
Bereits 1947 betrieb man die Wiedererrichtung der Schulstelle Brünn, mit Erfolg, nachdem am Schulsaal Verbesserungen vorgenommen waren (Trockenlegung), sodass die Schulamtsbewerberin Ruth Kelwing mit Schuljahresbeginn 1947 den Unterricht in Brünn aufnehmen konnte. Den Religionsunterricht übernahm zum Teil Dekan Schmerl, Eyrichshof.
Kriegsteilnehmer im zweiten Weltkrieg 1939 /1945
Michael Hild (Haus Nr. 4/5)
Fritz Lehnert (6) gefallen
Ludwig Hornung (7)
Adam Henig (11)
Hans Höhn (11)
Heinrich Pfeufer (13)
Johann Arnold (14) gefallen
Adolf Schneider (3)
Ernst Schneider (15)
Heinrich Schneider (15)
Otto Schneider (15)
Erwin Roth (16)
Edgar Roth (16) gefallen
Anton Reuter (17)
Georg Reuter (17) gefallen
Luitpold Reuter (17)
Alfred Schramm (18)
Ludwig Böswillibald (18)
Anton Saal (19 ½)
Bruno Rickert (19)
Alfred Rügheimer (20) gefallen
Johann Weckel (21)
Adam Weckel (21)
Wilhelm Kettler (22)
Alfred Kettler (23)
Willy Kettler (23) vermisst
Fritz Schwarz (24)
Johann Schwarz (24) vermisst
Hermann Schwarz (24)
Willy Schwarz (20)
Adam Koch (25)
Emil Häfner (27)
Willy Häfner (27) gefallen
Heinrich Häfner (27)
Johann Elflein (28)
Fritz Elflein (28)
Fritz Ebert (29)
Oskar Ebert (29)
Johann Ebert (29)
Alfred Keicher (33)
Willy Bergmann (34)
Emil Brasch (13a) vermisst
Rudolf Halbhuber (2)
In Kriegsgefangenschaft
In Sowjetrußland:
Erwin Roth (16) 4 Jahre und 7 Monate
Willy Bergmann (34) 3 Jahre und 1 Monat
Oskar Ebert (29) 2 Jahre und 3 Monate
Johann Weckel (21) 2 Jahre und 11 Monate
In Frankreich:
Adam Henig (11) 2 Jahre und 11 Monate
In den Vereinigten Staaten:
Emil Häfner (27) 3 Jahre und 1 Monat
Johann Elflein (28) 2 Jahre und 4 Monate
Hermann Schwarz (24) 1 Jahr und 6 Monate
In amerikanischer Gefangenschaft in Europa:
Wilhelm Kettler 4 Monate
Bruno Rickert 3 Monate
Anton Reuter 2 Monate
Hans Höhn 1 Monat
Alfred Kettler 1 Monat
In englischer Gefangenschaft:
Halbhuber Rudolf 2 Jahre und 1 Monat
Heinrich Schneider 6 Monate
Adolf Schneider 4 Monate
Adam Weckel 4 Monate
Ehren-Tafel der Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges 1939 - 1945
Wilhelm Häfner, geb. am 11.01.1920
Gefallen am 20.11.1941 bei Trojanowa / Sowjetrußland
Georg Reuter, geb. am 07.10.1913, Unteroffizier bei Inf.Regt. 601
Gefallen am 09.03.1943 bei Witebsk / Sowjetrußland
Johann Arnold, geb. am 23.05.1912, Unteroffizier der Panzerjägerabteilung 46
Gefallen am 17.05.1944 bei Monte Casino / Italien
Edgar Roth, geb. am 12.11.1921, Obergefreiter im Gebirgsjägerregiment 18
Gefallen am 30.07.1942 in Pleschitz / Ungarn
Friedrich Lehnert, Oberreiter im Reiterregiment 17
Gefallen am 30.07.1942 bei Rostow / Sowjetrußland
Alfred Rügheimer, geb. am 06.03.1906, Obergefreiter
Gefallen auf dem Verwundetentransportschiff "Ubene" in der Ostsee am 21.03.1945
Willy Kettler, geb. am 17.09.1922
Vermisst seit Januar 1943 in Stalingrad / Sowjetrußland
Johann Schwarz, geb. am 05.05.1925
Vermisst seit Dezember 1944 in der Eifel
Emil Brasch, geb. am 07.06.1906, Kraftfahrer
Vermisst seit Dezember 1944 in Ungarn