Hauptmenü
Die Wasserjungfrauen in den Brünnwiesen
In den Brünnwiesen gab es bis zum Jahr 1935 sehr starke Quellen mit unheimlichen Quellenlöchern, die schier unergründlich waren, so daß man mit einem Heubaum noch keinen Grund finden konnte. Alle diese gefährlichen und etwas gruselig anmutenden Quellen waren von Wasserjungfrauen bewohnt, von sehr hübschen, aber auch herzensguten Wesen des Reiches der Tiefe und des Wassers. Zu den Brünner Burschen hatten diese lieblichen Wesen ein besonders gutes und herzliches Verhältnis. In bestimmten Nächten kamen sie ins Dorf, um mit den schneidigen Burschen im "Schreinershaus" zu tollen und zu tanzen. Bei Beginn der Geisterstunde mußten die Jungfrauen aber wieder in ihr düsteres Reich zurückgekehrt sein, andernfalls sie schwere Strafe zu erwarten hatten. In einem dieser lustigen Tanznächte war es nun so schön, daß sie leichtsinnig die Geisterstunde mißachteten und bis in den grauen Morgen hineintanzten. Beim tränenreichen Abschied waren alle sehr traurig. "Wenn nach unserer Heimkehr Blut aus den Quellen dringt, werden wir wohl nie mehr zu euch kommen!" Das waren die letzten Worte. Dann geschah es was sie befürchtet hatten. Nie mehr wurde um Brünn eines dieser lieblichen Wesen gesehen. Lange trauerten die Brünner Burschen ihren geheimnisvollen Freundinnen nach - kehrten aber dann gern zur blutvollen und freundlichen "Wirklichkeit" zurück, wo sie sich noch heute wohl fühlen.
Die Sage von der guten Nixe und dem Rauenecker Ritter
Da droben auf der Haube, an der westlichen Burgmauer der Burg Raueneck finden wir heute noch eine kleine Felsenniesche mit einem roh behauenen, kleinen Steintrog,, hier im geheimnisvollen Dunkel eines Dickichts am Fuße eines mächtigen Felsblocks, sprudelte einst ein silberheller Quell aus dem Waldboden. In diesem Brünnlein wohnte eine wunderschöne und herzensgute Nixe. Sie half den Menschen rund um die Haube, die in großer Not waren. Die nahe Burg Bramberg war auf Befehl Kaiser Rothbarts zerstört worden und der Ritter von Bramberg mußte lange Zeit mit seiner Familie in großer Not in den Wäldern der Haardt und des Steinerthausen. Einmal geriet er auf der Jagd bei der Verfolgung eines Hirsches in den Haubewald, wo dieser am dichtesten war. Er erschrak bis ins Herz, als er plötzlich wenige Schritte vor sich im Dämmerlicht des Waldes am Rande eines winzigen Quellteiches, die lichte Gestalt der Brunnennixe erblickte, von der er schon so viel Gutes gehört hatte. Er zögerte näherzutreten. Doch die wundersame Frau lächelte und winkte ihn zu sich. Als er zu ihr an den Brunnen trat, verschwand sie in die unergründliche Tiefe der Quelle. Am Rande der Brunnenteichleins jedoch erstrahlte in einem weiten Bogen um die Quelle ein weißer Kranz herrlicher Buschwindröschen. Der Ritter deutete den freundlichen Wink der Nixe richtig. Er baute innerhalb des Blumenkranzes seine neue Burg auf, die er Ruhenecke nannte. Der Rauenecker Ritter war ein guter Herr und hatte in seiner neuen Burg Glück, denn es wurde ihm hier der heißersehnte Sohn und Erbe geboren. Die gute Nixe hatte ihre helle Freude an diesem Knäblein. Sie kam täglich an die nahe Burg, spielte mit dem Kinde und brachte ihm in den Jahren seiner Kindheit immer wieder wertvolle und prächtige Geschenke aus der Tiefe ihres Brunnenreiches mit auf die Burg. Der junge Ritter aber wurde undankbar und böse. Als der alte Burgherr wohl aus Gram über den ungeratenen Sohn sehr früh gestorben war, zeigte der junge Herr seine größte Verderbtheit. Er wurde grausam zu seinen Untertanen und sogar zu den Tieren. Er forderte von den Bauern der umliegenden Dörfer immer höhere Abgaben und war hartherzig gegen alle notleidenden und hilfesuchenden Menschen. Er war geizig bis ins Mark, und ließ einen mächtigen Turm in seiner Burg bauen, in welcher e seine Schätze sicher verwahrte. Die Menschen flohen vor seinem Anblick, denn er war weit und breit als rauher Menschenschinder bekannt. Die gute Nixe jedoch kam noch täglich zu ihm in die Burg. Ihr brannte das Herz, wenn sie all dieses Unrecht mit ansehen mußte. Sie hoffte aber immer noch, daß ihre täglichen Ermahnungen und ihre eindringlichen Bitten den Ritter doch noch auf den rechten Weg führen könnten. Als sie aber einsehen mußte, daß er ein verlorener Mensch war, kam sie nicht mehr in die Burg Raueneck. Sie half fortan den armen, geknechteten Untertanen noch tatkräftiger, daß sie ihr hartes Los ertragen konnten. Weil der Ritter so roh und rauh war, nannten ihn die Menschen im weiten Land nur noch den "Rauhen Ritter" und seine Zwingburg war unter dem Namen "Raues Eck" in aller Munde. Der böse Rauenecker Ritter hatte einen Sohn, welcher ein Edelfräulein von Lichtenstein liebte. Um seine Geliebte treffen zu können, benutzte er oft den Unterirdischen Gang, der die Burgen Raueneck und Lichtenstein miteinander verbindet. Das mußte aber alles heimlich geschehen, denn der alte Ritter war gegen die Verbindung mit den Lichtensteinern. Er war so hartherzig gegen seinen eigenen Sohn, daß er den Gang zerstören ließ, als er von der Liebe der beiden jungen Menschen erfuhr. Darüber hinaus strafte er seinen Sohn so hart, daß dieser die väterliche Burgverlies in fremde Kriegsdienste trat und verscholl. Die unglückliche Edelmaid von Lichtenstein aber saß von nun an täglich auf dem großen Felsen unterhalb der Burg Lichtenstein und blickte voller Sehnsucht hinüber zu Burg Raueneck, wo sie ihren Geliebten glaubte. Als sie nun gar nichts mehr von ihm hörte, vergoß sie um ihn viele bittere Tränen und grämte sich in ihren jungen Jahren zu Tode. Seit dieser Zeit fallen von diesem Felsen, von diesem sie Ausschau hielt unablässig Wassertropfen. Der große Felsen wird heute noch der "Tränenfelsen" genannt. Als der Rauenecker Ritter nun ganz einsam war, verhärtete sich sein Herz vollends. er wurde so Böse und grausam, daß seine Untaten zum Himmel schrien. Die Geduld der Nixe war nun am Ende. Sie wollte einen letzten Versuch machen, den Ritter auf den rechten Weg zu bringen, sich aber auch selbst davon Überzeugen, ob wirklich alles so sei, was die Leute von dem alten Burgherrn erzählten. Sie verkleidete sich als Bettlerin, kam in den Burghof und bat den Ritter kniefällig um ein Almosen. Der Hartherzige wies sie barsch ab. Als sie ihn aber wieder anflehte, hetzte er in jähem Zorn seine Bluthunde auf die arme Frau. Da wuchs die Nixe in ihrer wahre, lichten Größe, hob beschwörend die Hände und verfluchte Burg und Burgherrn. Die Erde zitterte, aus dem inneren des Haubeberges geschah ein unheimliches Grollen, mit einem mächtigen Donnerschlag "öffnete sich der Gipfel des Berges und in einem Schlund aus Feuer und Rauch versanken Ritter, Burg und der Schatzturm mit den unermeßlichen Reichtümern an Gold und Edelsteinen. Die gute Nixe wurde von diesem Tag an nie mehr gesehen. Der Ritter fand in seinem unheimlichen Grab aber keine Ruhe. Seine Bösen Taten und sein Geiz quälten ihn ewig. Die Angst um seine Schätze treiben ihn in den Nächten ruhelos um den Berg. In besonderen Nächten kann man ihn heute noch schauerliche rufen hören und ihn sehen, wie er in einer güldenen Kutsche, die von Feuerrossen gezogen wird, um die zerfallene Burg Raueneck jagt. Der Ritter kann von seinem Fluch erlöst werden, und zwar nur von einem Sonntagskind, das in einer Wiege aus Kirschbaumholz liegt, das auf Raueneck gewachsen ist. Dieser Mensch muß den um die Ruine jagenden Ritter in der Geisterstunde laut anrufen, dann, nur dann wird der Ruhelose von dem Fluch befreit sein und Ruhe finden. Dieses Sonntagskind, dieser Glücksmensch allein kann auch den Schatz des Rauenecker Rittes heben und bergen und wird damit so reich sein, daß er unsere Heimat mit allen Burgen, Schlössern und Dörfern kaufen kann.
Die Brünner Schatzgräber
Der Schulzen Ludwig und der Schlunde Heiner, zwei biedere Brünner Bauern gingen in der Geisterstunde von der Vorbacher Kirchweih heim und kamen auf dem Waldweg nach Brünn nahe der Ruine Raueneck vorbei. Beide Kirchweihbesucher hatten wacker gezecht, wurden aber rasch nüchtern, als sie am Waldrand unterhalb der Ruine ein eigentümlich, blau schimmerndes Licht sahen, jedoch keinen Menschen dabei. Als sie laut riefen, verschwand das geheimnisvolle Lichtzeichen. Am anderen Morgen erzählten sie ihren Nachbarn von ihrem eigenartigen Erlebnis, wurden aber geneckt und gehänselt, weil sie in ihrem Rausch etwas Übernatürliches gesehen haben wollten.
Ein ganz Schlauer aber, der die Sage vom Rauenecker Goldschatz in den Burgruinen kannte, behauptete steif und fest, daß an dem Ort, wo den Beiden das Licht erschienen war, der Schatz liegen mußte. Nach langer und hitziger Beratung aller Brünner entschlossen sich die Männer und Burschen des Dorfes, den verschütteten Reichtum gemeinsam zu suchen, zu heben und zu teilen.
In einer der 12 Nächte machten sie sich an das gruselige Werk. Mit Hauen und Schaufeln gut ausgerüstet wanderten sie zur Haube und gruben in schweigender Hast an der von den beiden Kirchweihzechern angegebenen Stelle der Lichterscheinung.
Sie wußten aus anderen Gruselgeschichten, daß man bei der Arbeit kein Wort sprechen durfte. Mut und Mühe wurden belohnt. Die Brünner legten eine riesige, eiserne Truhe frei, hoben mit viel Mühe den Deckel und sahen vor sich Tausende blitzender Edelsteine und Golddukaten, den echten Schatz des Rauenecker Ritters. Mit Gewalt unterdrückten sie einen Jubelschrei, der ihnen sowieso im Halse stecken geblieben wäre, als sie eine ekelhafte Ratte aus der Kiste springen sahen, die in wilden Sprüngen nun um die Truhe rannte und niemanden nähertreten ließ. Die Furcht der Brünner Schatzgräber steigerte sich zum Grauen, als es urplötzlich über dem Haubeberg taghell wurde und als über sie und die Ruine das Eberner Centgericht mit Richtern, Schöffen und Henker schweigend hinwegzog. Am Ende des geisterhaften Zuges flog ein riesiger, häßlicher Vogel, welcher unheimlich krächzend immer wieder schrie:" Wen soll denn ich besitzen? - Den mit seiner hellen Mützen?" Wirklich hatte einer der Brünner eine helle Kopfbedeckung auf. Dieser Bauer schrie nun in seiner Todesangst:" Ach du lieber Gott! Meine arme Frau und meine Kinderlein..." Beim Nennen des Namen Gottes verschwand der ganze Spuk so plötzlich wie er gekommen war. Verschwunden waren Vogel, Geisterzug und Ratte, verschwunden war auch der gleißende Schatz! Unheimliches Dunkel und lähmende Stille lagen über Ruine und Haubewald. Vom schrecklichen Erlebnis bis ins Innerste erschüttert rannten die Schatzgräber nach Brünn zurück und schworen hoch und heilig, nie mehr nach dem Schatz zu suchen und graben zu wollen. Seitdem graben sie fleißig auf ihren Äckern und fanden durch ihren Fleiß mit Gottes Hilfe genügend irdischen Reichtum ohne das Zutun dunkler Mächte.
Ludwig Bechstein
Quelle: literaturnetz.org
Das Kirschbäumchen auf Burg Raueneck
Von den Trümmern des alten Bergschlosses Raueneck in Franken geht eine ganz gleiche Sage, wie von dem gleichnamigen Schloß bei Baden in Oesterreich. Es liegt dort noch ein großer Schatz vergraben, den bewacht ein ruheloser Geist, der ängstlich auf Erlösung hofft. Aber wer kann und soll diesen Schatz wohl heben und den Geist erlösen? Auf der Mauer steht ein Kirschbäumchen; das wird einst ein Baum werden, und der Baum wird abgehauen und daraus eine Wiege gemacht. Wer nun in dieser Wiege als ein Sonntagskind geschaukelt/ wird, wird erwachsen, aber nur, wenn er rein und jungfräulich geblieben, in einer Mittagsstunde den Geist befreien und den Schatz heben und über alle Maaßen reich werden, so daß er die Burg Raueneck und alle zerstörten Burgen in der Nähe wieder aufbauen kann. Wenn das Bäumchen verdorrt oder ein Sturm es bricht, dann muß der Geist wieder harren, bis abermals ein durch einen Vogel auf die hohe Mauer getragener Kirschkern aufkeimt und aufgrünt, und vielleicht zum Baume wird.