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Exkurs durch die Haßberge
Spazierengehen tut man in einem Dorf nicht. Schon gar nicht in Albersdorf. Höchstens als Frau am Sonntag zum Friedhof, der selbst wie eine Dorfstraße aussieht und vor dem man, damit man sich an der Trauer weiden kann, unter Trauerweiden eine rustikale Sitzgruppe aufgestellt hat. Spazieren, das klingt nach Müßiggang. Spazieren, ein Lehnwort aus dem Lateinischen - und sogar die Römer haben diese Gegend gemieden.
Vielleicht ist es auch gar kein Spaziergang, der Weg hinauf zur Ruine Raueneck. Also gehe ich nicht spazieren - wenn mich einer fragt, was sicherlich keiner tut -, sondern wandere. Das Wandern ist des Müllers Lust. Von wegen. Schon von weitem schlägt der Albersdorfer Mühlenhund an und zerrt zähnefletschend an seiner Kette. Auf den Hund gekommen ist sie, die alte Mühle. Kein Rad dreht sich mehr, kein Mühlbach rauscht. Man glaubt, die Zeit langsam rinnen zu hören wie feines Mehl in einen großen, groben, grauen Sack. Auch der Hund beruhigt sich und läßt sich vom müden Mittag wieder an die lange Leine legen. Hasen im Galopp als Wanderweg-Symboltiere begleiten mich und Schmetterlinge. Als mich ein Zitronenfalter aufdringlich umtänzelt, setze ich mich ins Gras und memoriere das Grass'sche Tour de France-Gedicht: "Als die Spitzengruppe / von einem Zitronenfalter / überholt wurde, / gaben viele Radfahrer das Rennen auf." Nein, aufgeben will ich nicht, obwohl der Weg steiler und beschwerlicher wird. Dafür werden die Aus- und Rückblicke immer sehenswürdiger. Fast anmutig und stolz liegt Albersdorf hinter mir, vor und zwischen und neben und hinter sanften Hügeln. So habe ich früher Dörfer gemalt in mein Heimatkundeheft. Und auch die Kirche nimmt sich prächtig aus. Von ferne wirkt sie wie ein gestrandetes, eintürmiges Melk oder Banz en miniature. Beinahe hätte ich den Routen-"Wildwechsel" - Bussard statt Hase - vergaßt und wäre hinunter nach Neuses gelangt, das seinen Mittagsschlaf hält. Lichte Haufen von Buchen ziehen mit mir den Berg hinauf Erste Absteiger bestätigen, daß ich auf dem richtigen Weg bin. "Der do is bequemer, aber der annere is romantischer." Romantischer heißt: ein Quellchen sprudelt, ein Bächlein rinnsalt, ein umgestürzter Baumrecke liegt im und auf dem Weg. Licht fällt strahlig wie aus Gottes dreieckigem Auge durch die grüne Decke des Waldes, und aus einem Farnmeer taucht wie ein mittelalterliches U-Boot der Rauenecksche Bergfried auf. Ich setzte mich auf eine Bank, lehne mich zurück und an des königlichen Archivsekretärs Lehnes "Geschichte des Baunachgrundes und seine Raueneck Beschreibung" aus dem Jahre 1841 an. "In der reizenden Gegend, welche die gewerbfleißige und wohlhabende Stadt Ebern umschließt, erhebt sich zwischen den Gründen der Baunach und Preppach die Haube, ein waldiger Berg von ziemlicher Höhe. Er ist von den übrigen Bergen getrennt, ein in sich vollendetes Ganzes. Oben schimmern unter den Bäumen die Ruinen einer alten Burg dreistöckig hervor. Unten krümmen sich die zerstreuten Häuser des Dorfes Vorbach am Fuße desselben hin. Der Eingang zu den Ruinen der alten Feste Raueneck ist gegen Westen zu suchen. Eingestürztes Gemäuer bezeichnet den Umfang des äußern Hofes, der jetzt dicht mit Wald bewachsen ist. Ein Graben trennte diesen Raum von dem innern Hofe, welchen an der nordöstlichen Seite gewaltige Mauern und gegen Süden hin schroffe Felsen unzugänglich machen.. Über den Schloßgraben ging eine Zugbrücke. Im wohnlichen Zustande zählte die Burg beiläufig 16 Zimmer, wovon 7 eigentliche Wohnstuben gewesen; ferner eine Kirche, in welcher für die Schloßbewohner und die Gemeindsleute von Vorbach der gewöhnliche Gottesdienst abgehalten wurde; endlich 2 Pferds- und 4 Rindviehställe, und andere Gemächer, die der Vernichtung trotzten. Düstere Gewölbe öffnen unterhalb desselben ihre halbverschütteten Pforten, in denen der Aberglaube nach verborgenen Schätzen graben will. Inmitten des Schloßes stand ein tiefer Ziehbrunnen, daraus Wasser in Eimern mittelst eines Rades geschöpft wurde. Er hielt stets 10 Fuder Wasser. Außerhalb der Kirche tritt man durch ein niedriges Thor, das einzufallen droht, in den von Mauern eingeschlossenen einstigen Gottesacker, wo der Todtengebeine viele über den Gräbern umher liegen. Hinter dem Schlosse stand das Pfarrhaus, das im Jahre 1615 eingegangen, so daß nur noch die Giebelmauer hievon zu sehen ist. Wo auch das Auge sich hier hinwendet, ruht es auf Ruinen, welche die schönsten sind, die man sehen kann."
Sehen kann man heute, 160 Jahre später, nur wenig. Zu breit und groß gemacht haben sich die neuen Bewohner der Burg vom Stamm der Buchen und verwehren mir den Ausblick auf meine geliebten "heiligen Länder", die mir zu Füßen liegen.
Also den Blick auf die Karte werfen. Bereich: Bramberg-Raueneck, Maßstab 1: 25000. Das ist mein Planquadrat. Das Niemandsland im Niemandsland der Haßberge. Knapp dreißig Dörfer sind eingezeichnet, zwei Schloßruinen und viel viel Grün, das Wald signalisiert. Die Namen der Dörfer, Burgen und Gemarkungen verraten viel über den Charakter dieser charaktervollen Gegend: Raueneck und Welkendorf, Gemeinfeld und Kohlenmeiler, Knorzhügel und Rauhberg, Finsterbach und Bischwind. Keine zärtliche Poesie. Rauh und dunkel, welk und windig.
Der Wind, der hier fast immer weht, verblättert mir meine Karte. Wohin wollte ich noch? Ach ja, zum größten braunen Fleck: Burgpreppach. Geschwind den Berg hinunter durch Neuses hindurch und hinauf nach Bischwind am Raueneck und ganz geschwind durch und vorbei an drei ungastlich wirkenden Gasthöfen. Das schönste an diesem Ort ist sein Name und die Aussicht hinüber zum Bramberg. Wie in einer Achterbahn geht es auf einer schnurgeraden Straße hinauf und hinunter nach Leuzendorf.
Hier ist es gleich viel gemütlicher, nicht nur weil die Wirtschaft "Gemütlichkeit" heißt. Fast malerisch liegen die prächtige Barockkirche und das gutsherrliche Schloß am Dorfweiher und bestaunen sich selbst und ihre Schönheit in dessen trübem Spiegel, den jetzt erste Regentropfen zersplittern.
"Markt Burgpreppach" steht stolz auf dem Ortsschild. Geschäfte gibt es auch heute noch viele hier. Und eine Bank und eine Tankstelle und einen Raumausstatter und einen Getränkemarkt und ein Busunternehmen.
Geschäfte wurden hier wohl schon immer gemacht: In Burgpreppach existierte bis 1940 eine jüdische Kultusgemeinde mit Synagoge und Talmud-Thora-Schule. "Zur Erinnerung und Mahnung" steht auf einem Gedenkstein am Parkplatz vor dem Schloß, den vor lauter Autos fast nie jemand sieht. Daneben zertritt ein Löwe eine Schlange mit der Pranke, im Namen des Kriegsvereins in Stein gehauen, und erinnert an glorreichere Jahre und Taten. Der Reklamespruch auf dem Bus neben mir verspricht "Wohnen in seiner schönsten Form".
Ich erinnere mich an meinen letzten Besuch hier vor über zehn Jahren, blättere noch einmal in alten Notizen - vor allem das Schloß betreffend -, denn ich habe einen Lokaltermin mit der jetzigen Herrin des nicht ganz so hohen (wie geplanten) Hauses.
"Für das Burgpreppacher Schloß muß die Schöner-Wohnen-Devise wie Hohn wirken", lese ich da. "Zwar hat man das Dach neu gedeckt, doch noch immer strahlt der herrschaftliche Bau schon von außen alles andere aus als Behaglichkeit. Zwei eingerosteten Wetterfahnen ist es egal, woher der Wind weht, ein müder Wasserstrahl geriert sich als spritzige Fontäne, eine graue Ente als weißer Schwan, ein zahnlückiger Lattenzaun als trutzige Schloßmauer, ein stinklangweiliger Bach als raffinierte Wasserumrandung. Das Schild >Freiherrliche Fuchs'sche Forst- und Rentenverwaltung< verwaist auf alte Herrlichkeiten. Die Gartenarchitektur, die hin zum Portal führt, hat die Natur selbst übernommen. Rabatte werden nicht mehr gewährt. Am ehemals gepflegten Rasen nagt der Löwenzahn. Links und rechts des Eingangsportals beschwören zwei Palmen südländischen Charme. Der häufige Regen hat die Spitzen der Blätter verrosten lassen. Und auch hier wieder das Schild, das einem außer dem mit der Aufschrift >Kurvenreiche Straße< hier am häufigsten begegnet: >Privat. Keine Besichtigung.< Aber ich habe Glück. Arbeiter sind dem herrschaftlichen und noch immer imposanten Bau aufs Dach gestiegen, haben das Tor mit dem großen rostigen Schlüssel nur angelehnt und ich kann hinein: dunkel, düster, muffig - krumm und bucklig der Boden. Das Wort Vestibül käme mir vor wie Übermut. Vergilbtes Garten- und Balkonmobiliar aus Plastik hofft auf sonnigere Zeiten.
Zwei Greife, die ausschauen wie - Verzeihung, Durchlaucht! - zwei Osterhasen mit Eierkörben, flankieren die breite Podesttreppe. Leise schleiche ich die ausgetretenen Stufen hinauf und erschrecke zu Tode. Da steht er leibhaftig vor mir, der Fuchs. Nein, nicht der freiherrliche, sondern ein tollwütig dreinblickender, ausgestopfter, fahlroter Meister Reineke. Schnell werfe ich noch einen Blick auf die wertvollen wertlosen Gemälde, die die Feuchtigkeit aus den goldenen Rahmen quellen lassen, sehe an der Decke braune Lehmoasen im grauweißen Putz und höre Stimmen, die mich wieder zurück vor die Türe treiben. Noch immer schüttet der Regen Wasser durch das Sieb der Dachrinnen. Ich warte wie das Schloß auf bessere Zeiten, genieße den Blick hinüber zum Dorf, auf die Kirche, den Kirchturm mit seiner taillierten Haube, die aussieht, als wäre sie in ein Mieder gezwängt. Meine Gedanken erwärmen sich, beleben den Schloßgarten mit vornehmen Damen in Steifröcken und mit Fächern und Sonnenschirmen ... Und da sitzt ja auch schon das edle Fräulein, das einer alten Überlieferung zufolge nach einem Picknick im Park eine Flasche Wein hatte stehen lassen. Als sie zurückkam und sie holen wollte, hatten sie zwei durstige Burschen aus dem Dorf geleert. Zur Strafe wurden die stillen Zecher zwischen zwei Pferde gespannt, die man dann in entgegengesetzter Richtung auseinandertrieb ..."
Das edle Fräulein von heute empfängt mich in Anorak und Rollkragenpulli. Und auch das Schloß hat in den letzten Jahren sein Outfit verändert. "Geliftet" und "gelüftet" wirkt es - zumindest von außen - auf mich und wenn die Sonne scheinen würde (auch diesmal regnet es wieder) vielleicht sogar ein bißchen heiter, falls es dieses Wort in dieser Gegend überhaupt gibt.
Ein bißchen streng - wie die Fassade - auch die letzte Nachkommin derer von und zu Bimbach und Dornheim, nicht nur wegen des erhobenen Zeigefingers, der mich zu "korrekter Berichterstattung" ermahnen will. Die abgehackte Hand aus meinem Reiseführer und das blutige Ende meiner Schreiberkarriere vor Augen, verspreche ich, mich um Objektivität zu bemühen, um gleich nach dem Betreten des Vestibüls wieder wortbrüchig zu werden. Kam mir vor zehn Jahren das Wort für diesen Raum wie Übermut vor, so würde ich's heute mit Hausplatz übersetzen. Nicht nur weil sich das Schloß selbst immer wieder mit Pommersfelden vergleicht, ist man beim Eintritt maßlos - im wahrsten Sinn des Wortes - enttäuscht. Daran ändern auch die toskanischen Säulen, mit denen mein papierner Führer kokettiert, wenig. Und auch die Greife - vielleicht liegt's ja auch nur an der Jahreszeit - gleichen noch immer Angsthasen mit Eierkörben. Am meisten getan hat man und sich im ersten Stock, falls man diese Etage so nennen darf. "Obergeschoß" heißt es korrekt, lese ich gerade in einem schlecht kopierten Informationsblatt. "Die breite (naja) zweiläufige Haupttreppe führt in das Obergeschoß, wo die repräsentativen (naja) Räume liegen. Wohl einzigartig (naja) im fränkischen Raum ist die Dekoration des Festsaals mit bemalten Stoffbahnen, die den Eindruck von Gobelins erwecken sollen..." Es sind deren vier, wobei sich Alexander der Große und Darius, der Perserkönig, gerade restaurieren (lassen). Die Motive der drei verbliebenen, wenig verblichenen: das Trojanische Pferd, Cäsar und Cleopatra und der zum Beweis seiner Furchtlosigkeit seine rechte Hand ins Feuer haltende römische Plebejer Mucius Scävola. Zum Beweis meiner Furchtlosigkeit frage ich nach dem Verbleib der abgetrennten schwarzen Hand, die hier bei der "Ausübung der Gerichtsbarkeit" einem Dieb abgehackt worden sei. Die sei "verräumt" .,,
Wenig aufgeräumt werde ich dann von meiner alles und besser wissenden Führerin durch wenig aufgeräumte Räume geleitet, um schließlich mit einem Regentusch und der renovierten Privatkapelle verabschiedet zu werden. Schon fast "draußen" nach dem Verhältnis zur Ortsbevölkerung befragt, definiert die Reichsfrau sich und ihre Familie als "Outlaws". Mir fallen die abgehackte Hand und die Menschen zerreißenden Rösser ein und ich mache mich mit mehr als nur zwei Pferdestärken in die entgegengesetzte Richtung davon und bin, ehe ich mich's verseh, schon in Ibind.
Hier steht eines der originellsten Rathäuser, die ich - und ich komme aus Bamberg - kenne. Aus diesem Fachwerkhäuschen ist sicher niemals ein ratloser Ratsherr geraten, und die Glocke auf seinem Türmchen hat bestimmt niemals Sturm geläutet. Der seltsam klingende Name ist weniger lustig als interessant. Er verweist auf den wendischen Ursprung dieser Siedlung, die seit 1231 bezeugt ist als Immenwinden, das heißt Ort, wo viele Immen = Bienen gehalten werden.
Ach hieße Ibind doch noch immer Immenwinden. Dann könnte ich elegant die Kurve nach Hohnhausen kratzen über das sich dorthin immer windende Landsträßchen. In Hohnhausen ist außer einem fahlblauen Schwimmbecken, in dem sich Frösche tummeln, und einem Fußballfeld, auf dem in der x-ten Verlängerung der FC Löwenzahn gegen Rotweiß Gänseblümchen spielt, nichts zu sehen. Aber an Hohnhausen kann man sehen, welch seelenheilloses Durcheinander zeit- und epochenweise in dieser gottvollen Gegend "herrschte": Sein und das Schicksal seiner Bewohner ist eng mit den kirchenpolitischen Ereignissen im oberen Haßgau verbunden, dem Hin- und Herreißen der Seelen in den unseligen Zeiten von Reformation und Gegenreformation. Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte es zur Pfarrei Rügheim, einer der vier Mutterkirchen im Haßgau und Baunachgrund. Als die Bewohner Untertanen der Herren Fuchs von Bimbach zu Burgpreppach wurden, traten sie mit diesem zur lutherischen Kirche über. 1820 kam Hohnhausen endgültig zur evangelischen Pfarrei Burgpreppach. Eine der Waldabteilungen erinnert sicherlich mehr ungewollt als gewollt mit ihrem Namen "Kirchrangen" an das klerikale Gerangel, und eine - wie eigentlich alles hier - bescheidene Sage an andere heillose Zeiten beweist, daß es in dem heute etwa 250 Einwohner zählenden Ort schon immer gute Seelen gegeben hat:
"Es war zur unruhevollen Zeit der Franzosenkriege, als auch unsere stillen Haßbergdörfer vor durchmarschierenden Truppenverbänden, ob Freund oder Feind, keine Ruhe fanden. So kam wieder einmal, aus dem benachbarten Bischwind anrückend, ein französisches Soldatenkommando nach Hohnhausen und begehrte vom Dorfschultheißen Johann Müller die Summe von hundert Gulden. Bei bestem Willen war es den Bewohnern dieser kleinen Siedlung nicht möglich, diese hohe Kriegsschatzung zu leisten. Kurzerhand wurde der Dorfschulze von den Soldaten gebunden nach Bischwind geführt, um dort füsiliert zu werden. Da wurde der Kreuzmüller in höchster Not zum Lebensretter. Er hatte vor kurzem ein Paar Ochsen verkauft und übergab nun die geforderten hundert Gulden einem eilends nachgesandten Boten. Der Trupp war schon in der Bischwinder Markung angelangt, als ihn der Bote einholte und, ganz außer Atem, dem Schulz das Lösegeld übergab. Auf freien Fuß gesetzt, konnten die beiden freudestrahlend den Heimweg antreten."
Schluß
Den Heimweg antreten. Das ist das Stichwort. Nein, nicht freudestrahlend. Hätten die Kirchen hier Zwiebeltürme, ich glaube, mir kämen die Tränen. Brünn, die erste Schulstelle meiner Frau. Zur Pause läutete keine schrille Schelle, sondern Glocken- und Schlüsselblume. Jetzt ist auch diese Schule dicht. Dafür ist ein Kindergarten eingezogen mit der Betonung auf Garten.
Die Natur hat ihre Regenhaut abgelegt.
Plastisch wie das Modell im Sand des Schaukastens der alten Brünner Schule strotzt Altenstein mit seiner Caspar-David-Friedrich-Ruine und Lichtenstein mit seinem Mammutbaum herüber. Üppiges karges Blühen. Das Jahr ist noch jung. "Die Birken treiben nicht vor Mai / und wer zu Himmelfahrt sein Gesicht / in Flieder steckt, kann von Glück reden". So hat die Schriftstellerin Helga M. Novak diese Jahreszeit im angrenzenden Grabfeld, dem schwermütigen Bruder des Haßgaus, beschrieben.
Ach - da ist ja auch schon die Baunach. Weiter und breiter wird jetzt die Landschaft und heiterer. "Weit und breit dürfte wohl keine schönere und wertvollere Brücke zu finden sein wie die in Frickenhausen", schwärmt mein sonst eher wortkarger und kärglicher Führer. Vielleicht in Frickenhausen, aber nicht hier in Frickendorf, wie der Ort richtig heißt. Aber hier hat man vielleicht wegen des ortsansässigen Sägewerkes schnell ein Brett vor dem Kopf. Schön ist es - bei allen vier Brückenheiligen -, das putzige Brücklein. Und nicht nur, weil einer davon der heilige Nepomuk ist, kommt es mir vor wie eine Miniaturausgabe der Prager Karlsbrücke.
Letzte Station Höchstädten, der Rausschmeißer meiner Haßbergtour, wo es mehr zu riechen als zu sehen gibt.
Aus: Mein Haßbergbuch von G.C.Krischker und Erich Weiß erschienen im Verlag Fränkischer Tag Bamberg