Die Brünner


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1946-1967

Ortsgeschichte

Brünn in der Zeit von 1946 bis 1967

1947 begannen die Amerikaner damit, den Gemeinden wenigstens einen Teil ihrer früheren Selbständigkeit zurückzugeben. Auf Befehl der Militärregierung bekam auch Brünn wieder einen Bürgermeister, Michael Hild, der nicht durch Zugehörigkeit zur NSDAP "belastet" war. Er verwaltete sein Amt, den besonderen Umständen entsprechend. Die "Entnazifizierung" war 1947 für die meisten Brünner schon abgeschlossen. Sie galten als vom Gesetz nicht betroffen. Kein einziger ehemaliger Parteigenosse aus Brünn wurde verhaftet oder gar in ein Lager gebracht.
Die meisten Soldaten waren inzwischen auch aus der Kriegsgefangenschaft glücklich heimgekehrt und das Leben begann sich langsam zu normalisieren. Die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen hatten die Einwohnerzahl von 175 auf 257 anschwellen lassen. Jeder verfügbare Raum in den Bauernhäusern war belegt. Natürlich gab es hie und da manche Klagen, Vorwürfe und Anmaßungen. Zur Ehre der Brünner "Ureinwohner" muss gesagt werden, dass sie sich gegenüber ihren Volksgenossen, die Heimat und Besitz verloren hatten, sehr anständig und hilfsbereit zeigten. Die Mehrzahl der Brünner Bauernhäuser war ja zweistöckig und bot gute Unterkunft.
Das in der Not erhärtete Gemeinschaftsgefühl kam auch dadurch zum Ausdruck, dass die meist katholischen Flüchtlinge ihre Kinder bei der im August 1947 erfolgten Wiedererrichtung der evangelischen Volksschule Brünn in die renovierte Schule Brünn schickten, obwohl es da sehr eng zuging und Fräulein Kelwing Schichtunterricht halten musste.
Die Verdienste der damaligen Gemeinderäte um die Errichtung der Schulstelle sind in der Schulgeschichte gewürdigt.
1948 brachte den schüchternen Anfang der Demokratie, als Neuwahlen auch in den Gemeinden stattfanden, zu denen allerdings nur Wähler mit "Persilschein", d.h. mit der Bestätigung, dass sie vom Gesetz zur Befreiung des Volkes von Nazismus und Militarismus" nicht betroffen sind, zugelassen waren. Ungefähr 10 Brünner ehemalige Parteigenossen waren von der Wahl ausgeschlossen.
Neben dem neuen Bürgermeister Georg Diez wurden Männer in den Gemeinderat Brünn im Jahre 1948 gewählt, die sich bald des Vertrauens würdig zeigten.
Inzwischen war ja auch die berüchtigte Währungsreform über unser Volk hinweggegangen. Im Juni 1948 bekamen wir die "Deutsche Mark" und die gesparten "Reichsmark" waren Fetzen Papier geworden. Die Gemeinde Brünn hatte trotz Krieg und Not wieder ein recht ansehnliches Sümmchen auf der Kasse trotz der 1947 notwendig gewordenen Ausgaben für das Schulhaus. Natürlich war auch dieses ängstlich gehütete Gemeindekapital der "Währung" zum Opfer gefallen. Man hatte zum 2. Mal (1923) das Geld, wie man so schön sagt, "verrecken" lassen.
Damit schien es für die nahe Zukunft unmöglich, größere Pläne der Gemeinde zu verwirklichen.
Die erste "Tat" des neuen Gemeinderates ließ trotzdem nicht lange auf sich warten: Im Jahre 1948 ließ er das uralte und baufällige "Hirtenhaus" abreißen, um an seiner Stelle das zweistöckige Gemeindehaus neu zu errichten. Es war sehr schwer, das notwendige Baumaterial bei der allgemeinen Knappheit beizubringen. Mit Zuschüssen des Staates gelang das Werk. Während in den oberen Stockwerken Wohnungen für Flüchtlinge entstanden, wurde im Erdgeschoss der Spritzenraum der Feuerwehr und die Milchsammelstelle eingerichtet, deren Verwaltung Frau Meixner übernahm. Im Herbst 1949 konnte das Gemeindehaus bezogen werden (Familien Meixner, Waschka und Schmidt Gerh.).
Nach der Fertigstellung des Gemeindehauses in Brünn rührten sich die Frickendorfer und meinten, dass nun auch für sie etwas getan werden müsse und verlangten die Ortskanalisation in Frickendorf. Obwohl Brünn zu dieser Zeit selbst noch keine Ortskanalisation hatte, wurde der Plan mit einem Kostenaufwand von ca. 20.000 DM durchgeführt und dabei auch die baufällige Brockenmauer gegenüber vom "Berg und Tal" durch eine neue und feste Mauer ersetzt. Das geschah im Jahr 1951.
Die Arbeiten waren noch nicht abgeschlossen, als der Gemeinderat nach langen Diskussionen ein ungleich wichtigeres und größeres Projekt in Angriff nahm: den Neubau des Schulhauses in Brünn, dessen Durchführung an anderer Stelle beschrieben ist. 105.000 DM kostete unser Schulhaus. Nur 18.000 DM Staatszuschüsse gab es dazu. Die Frickendorfer waren etwas unmutig geworden, als der Gemeinderat wegen der Ausgaben für den Schulbau die Grundsteuer auf 200 % erhöhte. Unterstützt wurden Unzufriedenheit und Misstrauen der Frickendorfer durch den Ausgang der Gemeindewahlen von 1952.
Der Wahlkampf wurde erbittert und zum Teil auch mit gegenseitigen Verunglimpfungen zwischen den Orten Brünn und Frickendorf geführt. In seltener Einmütigkeit der Brünner und bei ungünstiger Listenaufstellung der Frickendorfer endete die Wahl mit dem einmaligen Ergebnis, dass kein einziger Frickendorfer Kandidat gewählt wurde und somit Brünn im Gemeinderat 1952/56 sämtliche Mitglieder und den Bürgermeister Georg Diez, der mit Hilfe der Frickendorfer gegen den Brünner Kandidaten Wilhelm Pfeufer zum 2. Male gewählt worden war, stellt. Der Brünner "Sieg" war den Frickendorfern zu viel.
Die Frickendorfer Bürger beantragten die Trennung des Ortes Frickendorf von der Gemeinde Brünn. Der Antrag wurde vom Gemeinderat und vom Landratsamt Ebern befürwortet, vom Bayerischen Innenministerium jedoch glatt abgelehnt, weil Frickendorf eine selbständige Gemeinde werden wollte. Eine Genehmigung wäre erfolgt, wenn beide Orte bereit gewesen wären, sich als Ortsteile an Nachbargemeinden anzuschließen. Da wären aber Frickendorf wie Brünn vom Regen in die Traufe geraten und so kühlten sich die überhitzten Gemüter bald merklich ab. Es war den Frickendorfern wie damals im Jahre 1857 wieder nicht gelungen, von den "bösen" Brünnern loszukommen.
Neuen Grund zur Unzufriedenheit gab es, als der Gemeinderat beschloss, das "alte Schulhaus", das seit 1.5.1954 leer stand zum "Haus der Bäuerin" auszubauen. Das bayerische Landwirtschaftsministerium förderte in diesen Jahren die Errichtung derartiger bäuerlicher Häuser. Im Kreis Ebern hatte nur Heubach ein Haus der Bäuerin zur gleichen Zeit eingerichtet. Die Gemeinde Brünn verpflichtete sich, das alte Schulhaus für seinen neuen Zweck umzubauen. Aus dem ehemaligen Schulzimmer wurde der Waschraum und der Bügelraum, aus der Wohnung schuf man die Heizanlage und den Wirtschaftsraum. Im Dachgeschoss wurde der Gemeinschaftsraum erstellt, und in Nebengebäuden die Tiefgefrieranlage, der Schlachtraum, die Räucherei und die Viehwaage neu erbaut.
Vom Staat wurde die gesamte Einrichtung im Werte von ca. 30.000 DM kostenlos zur Verfügung gestellt (Waschmaschinen, Bügelmaschine, Heizanlage, elektr. Backofen, Möbel und Geräte des Wirtschaftsraumes, Möbel und Bücherei im Gemeinschaftsraum).
1953 war Bürgermeister Georg Diez aus Gesundheitsgründen von seinem Amt zurückgetreten. Im Frühjahr 1954 wurde Robert Koch (Haus Nr. 25) mit nur geringer Mehrheit (Gegenkandidat war Karl Finzel, Frickendorf) zum neuen Bürgermeister von Brünn gewählt. Seine Gemeinderäte blieben bis 1956 Andreas Pfeufer, Emil Häfner, Fritz Arnold, Adam Henig und Hermann Hornung.
Robert Koch führte den begonnenen Schulhausbau glücklich zu Ende, so dass am 1.5.1954 die Einweihung erfolgen konnte.
Unter großen finanziellen Schwierigkeiten und bei zunehmender Spannung zwischen den beiden Orten der Gemeinde gelang endlich die Fertigstellung des "Hauses der Bäuerin", das 1956 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Einsichtige merkten nun, welche segensreiche Einrichtung für unsere Bäuerinnen geschaffen worden war, denn zu dieser Zeit gab es in den Bauernhäusern noch keine Waschmaschinen. Die Einrichtung der Tiefkühlanlage war von den Truhenbesitzern (20) durch Bezahlung von 600 DM pro Truhe erstellt worden. Der Truhenraum wurde von der Gemeinde gebaut.
1956 erfolgte die dritte Nachkriegs-Gemeindewahl.
Wiederum wurde Robert Koch zum Bürgermeister gewählt. Gemeinderäte wurden aus Brünn Hermann Hornung, Fritz Arnold und Adam Henig und aus Frickendorf Karl Finzel, Ernst Schoppel und Gustav Fehnl.
Misstrauen und Missgunst schwelten weiter. Eine amtliche Nachprüfung der Gemeindeausgaben seit 1948, von Frickendorf gefordert, ergab keinen Beweis für eine Benachteiligung des Ortes Frickendorf.
Entgegen den Bestimmungen der bayrischen Gemeindeordnung beschloss man um des lieben Friedens willen die Errichtung von zwei Ortskassen und die Gründung von Ortausschüssen.
Doch da gab es schon wieder Vorwürfe und Spannungen beim Ausbau der Kreisstraße Kraisdorf-Brünn-Albersdorf, die 1910/13 als Distriktsstraße vom Bezirksamt Ebern angelegt worden war, sich in den letzten Jahren infolge zunehmender Motorisierung in einem fürchterlichen Zustand befand und nun ausgebaut wurde.
Die Ortsdurchfahrt Brünn als Teil der Kreisstraße konnte nur dann ausgebaut und geteert werden, wenn Brünn vorher die Ortskanalisation durchführte. Gleichzeitig sollte ein geteerter Gehsteig zu beiden Straßenseiten angelegt werden, wobei endlich der "Stinkgraben" an den Hausnummern 7, 8 und 4/5 vorbei verschwinden musste. Die Anlieger der Dorfstraße machten mit einer Ausnahme keine großen Schwierigkeiten und bezahlten den Anteil des Gehsteiges vor ihrem Anwesen. Die Verrohrung der Anlage bereitete keine Schwierigkeiten. Die Dorfstraße wurde durchschnittlich um 40 cm gehoben und ausgezeichnet grundiert. Durch Vermittlung von Kreisrat Wilhelm Pfeufer wurden die Dorfstraße und die Dorfbachbrücke auf Kosten des Kreises verbreitert. Leider ist Wilhelm Pfeufer noch im gleichen Jahr 1957 bei Hallstadt tödlich verunglückt. Brünn aber war eines der ersten Dörfer des Landkreises, das eine schöne und verkehrssichere Dorfstraße mit Gehsteigen hatte. Infolge Geldmangel wurde die Teerung der Dorfstraße nach Bischwind, die an sich sehr notwendig war, zurückgestellt.
Bürgermeister Robert Koch trat 1957 von seinem Amt zurück, weil er herzkrank geworden war. In der Bürgermeisterwahl vom 15.12.1957 wurde der bisherige Gemeinderat Hermann Hornung zum Bürgermeister der Gemeinde Brünn gewählt. Für ihn rückte Hans Dünisch, Frickendorf, der 1956 auf der Brünner Liste als Ersatzmann gewählt worden war, nun in den Gemeinderat nach, so dass nun zum ersten Mal in der Gemeindegeschichte der Ort Frickendorf die Mehrheit im Gemeinderat Brünn hatte, nämlich 4 Mitglieder. Nun waren die Frickendorfer "am Drücker" und sie nützten das.
Der Gemeinderat beschloss die Projektierung und den Bau des Gemeindeweges von Frickendorf nach Fischbach, der sich seit eh und je in einem unbeschreiblich schlechten Zustand befand und einem Feldweg glich. Die Linienführung musste an mehreren Stellen geändert werden, die Straße sollte geteert und staubfrei gemacht werden, eine breite Flutbrücke musste neben der alten Barockbrücke aus Eisenbeton gebaut werden. Der Voranschlag lautete auf 137.000 DM insgesamt. Am Ende kann die Sache 14.000 DM teurer. Sie war es wert. Bereits 1958 erfolgte der Grundbau und im Frühjahr 1959 die Teerung. 60 % der Kosten waren aus Mitteln des "Grünen Planes", eines Hilfsplanes der Bundesregierung für die Landwirtschaft, aufgebracht. Die restlichen 40 % wurden von den Gemeinden Brünn und Fischbach und von den 1957 gegründeten Flurbereinigungsgenossenschaften Fischbach und Frickendorf getragen. Träger des Unternehmens war die Gemeinde Brünn.
Auch in Brünn war die Flurbereinigung inzwischen angelaufen. Ihr Verlauf ist an anderer Stelle beschrieben.
Als die Frickendorfer im Frühjahr 1959 auch noch ihre Ortsstraße teeren lassen wollten und zu den Gesamtkosten von 12.000 DM einen Beitrag der Gemeinde Brünn in Höhe von 4.000 DM forderten, kam es zum bisher größten Krach in einer Gemeinderatssitzung, lautstark und mit Ansätzen zu Tätlichkeiten. Die Teerung wurde trotzdem beschlossen und 1959 durchgeführt. Frickendorf hatte auch in seinem Äußeren mit Brünn "gleichgezogen", zumal der Gemeinderat nun auch beschloss, die Ortsstraße in Brünn nach Bischwind auszubauen und ebenfalls zu teeren. Das geschah dann auch im Frühsommer 1959.
So hatte die Rivalität zwischen Brünn und Frickendorf doch in diesen Jahren auch ihr Gutes, denn aus dem Bestreben, dass keiner zu kurz kam, entstanden immer neue Projekte, die dann auch verwirklicht wurden zum Nutzen beider Orte und ihrer Bürger.
Das Landratsamt Ebern musste einige Male zwischen den Kampfhähnen vermitteln. Die Ortskassen beider Orte wurden entsprechend der Gemeindeordnung wieder aufgelöst. Die Einnahmen aus dem jeweiligen Ortsbesitz werden nun von der Gemeinde verwaltet, sollen aber dem betreffenden Ort zugute kommen.
Obwohl unsere Bauern nun mitten in den Arbeiten der Flurbereinigung steckten und gerne in den Plänen der Gemeinde eine "Schnaufpause" gehabt hätten, kam Ende 1959 ein großes Problem auf sie zu.
Regierungsrat Triftshäuser, Ebern war es beinahe überfallartig gelungen, den Gemeinderat Brünn so zu überzeugen, dass man Ende 1959 beschloss, eine Wasserleitung zu bauen und sich zu diesem Zwecke an den Wasserleitungs-Zweckverband Albersdorf anzuschließen. Bei Albersdorf war eine Quelle fündig, welche für die Wasserversorgung mehrerer Ortschaften ausreiche.
Nun waren die Brünner und Frickendorfer Bürger zum ersten Mal in ihrer Gemeindegeschichte einig. Einig in der Ablehnung des neuen Projekts und Bürgermeister Hornung und seine "voreiligen" Gemeinderäte mussten aus beiden Orten wenig freundliche Worte hören. Eine Wasserleitung hielt und hält man nicht für vordringlich, weil ja jedes Anwesen seine eigene, wenn auch manchmal nicht ganz saubere Brunnenanlage und Hauswasserleitung besitzt.
Dieser "Streich" des Gemeinderates erfolgte kurz vor der vierten Gemeindewahl der Nachkriegszeit und man durfte auf ihren Ausgang gespannt sein.
Im Dezember 1959 hatte sich der alte Gemeinderat Brünn noch mit zwei neuen und wichtigen Problemen befasst: Man war bereit über den Ausbau des Gemeindeverbindungsweges Brünn-Bischwind, der sich in einem miserablen Zustand befand, der ja auch gleichzeitig wichtiger Weg in die Brünner Flur war, Verhandlungen mit der Gemeinde Bischwind und den zuständigen amtlichen Stellen aufzunehmen, wenn für Brünn nicht mehr als 2/5 der Gesamtkosten abfielen. In der gleichen Sitzung des 3.12.59 bejahte man die Notwendigkeit des Ausbaus der Gemeindestraße Brünn-Frickendorf im Rahmen und mit Mitteln des "Grünen Planes" durchführen könne. Selbstverständlich hatte es mit der Durchführung noch lange Weile.
Die Wahlen im März 1960 brachten die Wiederwahl des Bürgermeisters Hornung. Seine Gemeinderäte für die großen Aufgaben der neuen Periode wurden Adam Henig, der nun schon 8 Jahre zweiter Bürgermeister war, Oskar Ebert, Willy Schwarz, Emil Häfner, Karl Finzel, und Ernst Schoppel. In seiner ersten Sitzung beschloss der neue Gemeinderat eine Ortsplanung, die aber leider mehr oder minder nur auf dem Papier steht, denn es werden sich wenig Bau- und Siedlungsfreudige finden, die in Brünn oder Frickendorf leben wollen.
Während die Vorverhandlungen über den Straßenbau Brünn-Bischwind weitergehen, werden im Rahmen der Flurbereinigung Betonwege zur Röthen und zum Heiligengraben gebaut.
Im Oktober 1960 beschließt der Gemeinderat die Anschaffung einer neuen Motorspritze für die Feuerwehr und die Errichtung einer dringend notwendigen Ortsbeleuchtung mit modernen Neonlampen in Brünn und Frickendorf.
Gleichzeitig geht an das Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt das Gesuch zur Bearbeitung des Straßenbauvorhabens Brünn-Frickendorf. Man ist sich noch nicht über die Linienführung dieser Straße einig und will erst die alte Gemeindestraße nach Frickendorf ausbauen.
1961 erfolgt in Brünn der Ausbau des ersten Straßenabschnittes nach Bischwind und die Zweitteerung der Gemeindestraße Frickendorf-Fischbach. Im März 1961 übernimmt die Gemeinde Brünn die Rechte und Verpflichtungen der Wiesenentwässerungsgenossenschaften Brünn (gegründet 1869) und Brünn/Frickendorf (gegründet 1909).
Im Juni 1961 wird die endgültige Linienführung der Straße Brünn-Frickendorf beschlossen. Weil die neue Straße nur einen kleinen Teil der alten Straße benützt und durch Äcker und Wiesen führen soll, gibt es in beiden Orten unterschiedliche Meinungen über die Zweckmäßigkeit.
Unter der Voraussetzung, dass zum Bau der Straße nach Frickendorf ein Zuschuss von 60 % erwartet werden kann, wird im August 1961 beschlossen, die Straße endgültig zu bauen. Zum gleichen Zeitpunkt ist die Straße nach Bischwind im Bau. 300 m davon sind im Sommer fertig, weitere 600 m werden im Herbst 1961 gebaut. Im Oktober beschließt der Gemeinderat Brünn den zweiten Bauabschnitt dieser Straße für das Jahr 1962.
1961 übernimmt die Gemeinde ferner den Gemeinde-Sportplatz Frickendorf und überlässt diesen dem Fussballclub Frickendorf zur Benützung.
Im Oktober 1961 beschließt der Gemeinderat eine Friedhofsordnung, die im Amtsblatt des Landkreises Ebern veröffentlicht wird. Leider wird dieses Friedhofsordnung (bis 1967) nicht angewendet.
Im März 1962 liegt der Finanzierungsplan für den Straßenbau Brünn-Frickendorf vor. Die voraussichtlichen Kosten werden 370.000 DM betragen. Ingenieur Brink aus Ebern erhält die Bauleitung, nachdem er auch die Pläne gefertigt hatte. Den Zuschlag für die Ausführung der Bauarbeiten bekommt die Baufirma Hergenröder und Dinkel in Hassfurt. Die ersten Arbeiten am Straßenbau Brünn-Frickendorf beginnen am 10.August 1962.
Acht Tage vorher ist der letzte Meter der Straße nach Bischwind auf Brünner Seite fertig. Damit haben die Brünner Bauern ganz allein die Straßenstrecke von 1.575 Meter in einer 4,50 m breiten Betonbahn gebaut. Eine stolze Leistung! In der gleichen Zeit wird die Teerstraße Frickendorf-Fischbach mit einer Verschleißschicht versehen, die die Kleinigkeit von 30.000 DM kostet. In Bischwind findet die Einweihung der Straße Brünn-Bischwind statt. Der 1959 gefasste Gemeinderatsbeschluss, sich der Grundwasserversorgung Albersdorf/Bischwind anzuschließen, wird im Mai 1962 widerrufen.
Das Angebot des Landratsamtes, der Gemeinde das alte Schäfershaus, das die Sicht auf die Kreisstraße am Ortseingang nimmt, abzukaufen und ein Sichtdreieck zu schaffen, wird angenommen.
Im Zuge der Flurbereinigung gelingt es, den Spielplatz der Volksschule beträchtlich zu erweitern. Oberbaurat Schlee, Bamberg will erst gar nicht darauf eingehen. Auf Veranlassung der Schulleitung schaltet sich Landrat Dr. Reuther ein. Das gesamte Schulgrundstück umfasst nun 0,5198 ha.
Umfangreiche Schiebearbeiten wurden an der Einmündung der Frickendorfer Straße in die Kreisstraße vorgenommen und damit die östliche Böschung der Schäfersgasse vom Friedhof bis zum Schäfershaus, das 1963 abgerissen wurde, vollständig beseitigt. Zwei große Sichtdreiecke konnten damit geschaffen werden.
Am 1.August 1963 wurde die Straße Brünn-Frickendorf in einem "Schaufelfest" dem Verkehr übergeben. Der schlichten Feier am Ortsausgang Frickendorf wohnten Landrat Dr. Reuther, Regierungsrat Hoderlein, Der CSU-Abgeordnete Wölfel, Untermerzbach, der FDP-Abgeordnete Heinrich, Rügheim, Regierungsinspektor Weiner, Ebern, Bürgermeister Hornung mit den Gemeinderäten und Hauptlehrer Bergmann bei. Von den Ehrengästen wurden die Leistungen der Gemeinde Brünn im Straßenbau voll gewürdigt und gelobt. Brünn halte den Rekord im Straßenbau der Gemeinden, denn seit 1958 habe Brünn drei große Straßenbaumaßnahmen durchgeführt und stehe damit an der Spitze der Landkreisgemeinden. Brünn hat nun über 5,5 km sehr gut ausgebaute Straßen. Die Kosten für Brünn-Frickendorf betragen 365.000 DM.
Der im September 1963 an den Landkreis gestellte Antrag auf Aufstufung der Gemeindeverbindungswege Bischwind-Brünn-Frickendorf-Fischbach zur Kreisstraße wird im November zum Beschluss erhoben. Damit hat die Gemeinde Brünn beinahe alle ihrer gemeindeeigenen Straßen an den Landkreis Ebern abgetreten und ist in Zukunft nicht mehr für deren Unterhaltung verantwortlich. Die finanziellen Opfer der letzten Jahre haben sich gelohnt und die Gemeinde hat einwandfreie, vielleicht etwas zu schmale Verkehrswege in alle Nachbardörfer. Die Baukosten der Straße nach Bischwind betragen für Brünn 132.176 DM.
Das Jahr 1964 bringt eine kleine Schnaufpause für die Gemeinde, nicht aber für die Bauern, denn in der Flurbereinigung beginnt die Verteilung der neuen Flurstücke, erfolgen umfangreiche Schiebearbeiten, verschwindet der Jahrhunderte alte Gemeindeweg und die Breite zum Steinernen Pförtlein, denn er wir zugeschoben.
Dass die Gemeinde Brünn im Zuge der Aufstufung unserer Gemeindeverbindungswege zu Kreisstraßen auch das Besitzrecht über die schöne Frickendorfer Barockbrücke verloren hat, wird nur von wenigen bedauert, weil damit auch die Verpflichtung der kostspieligen Renovierung abgetreten wurde. Der Landkreis ließ schon 1966 Brücke und Heiligenfiguren erneuern.
Das Jahr 1966 begann kommunalpolitisch recht stürmisch, denn es waren im Frühjahr die Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen fällig. In unsere örtlichen Wahlen kam dabei ein wenig erfreulicher Ton, zumal sich nicht nur, wie bisher immer, die alten Gegensätze zwischen Frickendorf und Brünn bemerkbar machten. Auch innerhalb der Brünner Wähler, besonders der Bauern, kam der seit einigen Jahren immer stärker werdende Streit zum Ausbruch. Anlass zu diesen misslichen Verhältnissen war eigentlich die Flurbereinigung. Es gab eine Reihe von Bauern, die Einwände gegen die Entscheidungen der Flurbereinigungs-Vorstandschaft hatten und sehr ungehalten waren, als ihre Forderungen nicht oder nicht ganz erfüllt wurden. Die "Schwarzen Peter" bekam letzten Endes der Vorsitzende der Flurbereinigung Bürgermeister Hornung. Ein Teil der "Flurbereinigungsgeschädigten" gab ihm nun bei der Bürgermeisterwahl die wie man meinte notwendige "Quittung": die unzufriedenen Brünner und ein großer Teil der Frickendorfer Wähler gaben ihre Stimme dem einzigen Gegenkandidaten Anton Reuter, der dann auch mit knapper Mehrheit zum Bürgermeister der Gemeinde Brünn gewählt wurde.
In den neuen Gemeinderat wurden aus den drei Wahlvorschlägen "Parteilose Wählergruppe Frickendorf", "Wählergemeinschaft Brünn/Frickendorf" und "Freie Wählergruppe Brünn/Frickendorf" gewählt: Helmut Koch (8), Adam Henig (11), Willy Schwarz (20), Walter Pfeufer (13), Johann Schwinn, Frickendorf, und H. Schmidt, Frickendorf. Damit hatte sich die Gemeinde Brünn ihren bisher jüngsten Gemeinderat gewählt, denn das Durchschnittsalter beträgt einschließlich Bürgermeister ganze 35 Jahre! Allein drei Gemeinderäte sind unter 30 Jahre alt und nur einer über 50!
Das Jahr 1966 brachte die Vollendung bereits angefangener Gemeindevorhaben: das neue Spritzenhaus der Feuerwehr wurde fertiggestellt, die Arbeiten im Brauhaus wurden beendet, die Schule bekam ein Fernsehgerät. Zum ersten Mal überschritt der Gemeindehaushalt die 100.000 DM-Grenze mit 102.715,07 DM Einnahmen und 98.487,19 DM Ausgaben (1966).
Das Jahr 1967 brachte für Brünn den wichtigen Abschluss der Flurbereinigung und für die Bauern die Aufforderung: "Zur Kasse!". Im Durchschnitt dürften sich die Kosten für die Bauern um 800 DM pro Hektar bewegen. Die Abzahlungsbedingungen sind tragbar. Der Ort Brünn muss für seinen Ortsbesitz 11.350 DM entrichten.
Die Gemeinde ließ im Friedhof die Hauptwege mit Platten belegen und plant im kommenden Jahr die Gestaltung des Friedhofes (und hoffentlich auch den Bau eines Leichenhauses). Für 850 DM wurde ein Bahrwagen zum Transport der Särge angeschafft.
Das Jahr 1967 war auch ein fruchtbares und ertragreiches Erntejahr. Das Wetter war so, dass selbst die Bauern zufrieden waren. Das dörfliche Leben war ruhig, zu ruhig. Es fehlt noch immer die Gastwirtschaft, der Ort reger Aussprachen. Vereinstätigkeit gibt es überhaut nicht. Festliche Veranstaltungen fehlen vollkommen. Die früher so gerühmte Einigkeit der Brünner "Haner" ist eine zweigeteilte Gemeinschaft gewichen, geblieben ist aber der fast übertriebene Fleiß der Brünner. Am deutlichsten erkennbar in den Neubauten des Jahres 1967: neuer Stall und neue Halle für Geräte mit Garage in Haus Nr. 4/5, neuer Garten Haus Nr. 7, neue Halle Haus Nr. 11, neuer Stall und Scheune in Haus Nr. 12, neue Mauer in Haus Nr. 19, neue Gerätehalle für Haus Nr. 24 und 20 neben dem Haus der Bäuerin, neuer Stall in Haus Nr. 27 und neue Gerätehalle in Haus Nr. 28.




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